Einsame Bergstraßen im Nationalpark des "Madonie"-Gebirges in Sizilien bildeten die Kulisse für heiße Duelle großer Rennfahrer und wurden zur prächtigen Bühne für legendäre Rennerfolge bei der "Targa Florio" bis in die 70er Jahre. Die Neuauflage der Targa Florio Classica ist leiser, aber nicht weniger beeindruckend und emotional.
Direkt zu: TEIL I Fakten und Zahlen Die heutige Targa Florio Classica // Teilnahme an der Targa Florio // Bewerbungsverfahren // Streckenführung // Die Targa Florio mit Nostalgic // TEIL II Historie Ultimative Herausforderung // Vielleicht hatten wir damals alle zu wenig Angst // Porsche Targa-Geburt einer Sportwagenikone
AKTUELL
findet statt vom 11.-13.Oktober 2024, der geplante Streckenverlauf wurde noch nicht veröffentlicht. Sobald es dazu bestätigte Informationen vom Veranstalter gibt, veröffentlichen wir diese auf dieser Seite.
Unter Italienern ist allgemein bekannt, wo auf der Halbinsel die Einwohner mit dem höchsten Selbstbewusstsein leben – auf Sizilien. Die stolzen Sizilianer lieben das Revival der „Targa Florio“ , immerhin eines der ältesten Autorennen der Welt. Das Teilnehmerfeld mit knapp vier Dutzend Klassikern war zwar übersichtlicher als in früheren Jahrzehnten, tut aber der Begeisterung keinen Abbruch.
Die „Targa Florio“ erinnert die Inselbewohner an die glorreiche Vergangenheit der Familie Florio, die durch den Thunfischfang und Großgrundbesitz Ende des 19. Jahrhunderts zu Ruhm und Ehre gelangt war. Der Streckenverlauf mit Start und Ziel in Siziliens Hauptstadt Palermo wechselt zwischen Meer und Bergen: vom Monte Erice bis nach Mozia, mit obligatem Stopp in den Marsala-Kellern der gleichnamigen Hafenstadt. Schließlich der „grande circuito“ der Madonie-Berge, eine unerwartet raue und dünn besiedelte Berggegend zwei Autostunden östlich der Hauptstadt, in der die Industriellen Florio 1906 den Ausbau der serpentinenreichen Bergstraßen vorantrieben.
Den Sieg 2023 im fast ausschließlich aus Landsleuten bestehenden Teilnehmerfeld holte sich das Team Enzo Ciravolo e Francesco Messina auf einem Fiat 508C von 1938. Für das Team Ciravolo war dies der 1. Sieg bei der Targa Florio. Das Team Mario Passanante und Alessandro Molgora auf einem Fiat 508 C von 1937 konnte sich den Gesamtsieg bei der renommierten italienischen Rennserie "Grandi Eventi" holen.
Die bei den historischen Ausgaben der „Targa Florio“ häufig gestarteten Alfa Romeo, Mercedes-Benz und Porsche waren in diesem Jahr schwächer vertreten. Die Highlights dieser klassischen Rallye wie die technische Fahrzeugabnahme im „Museo della Meccanica e dei Motori“, spektakuläre Küstenabschnitte zwischen Marsala, Trapani und Mazara del Vallo, sowie die atemberaubend schönen und einsamen Serpentinen zwischen Collesano und Polizzi Generosa, werden auch bei der kommenden Auflage mit von der Partie sein. Lassen Sie sich nicht die Gelegenheit entgehen, im nächsten Jahr dabei zu sein, wenn die „Targa Florio“ den Startschuss abfeuert. Mit Nostalgic erleben Sie am Steuer jener Alfa Romeo, welche auch bei den originalen Rennen in den 1950er Jahren an den Start gingen, Fahrvergnügen vom Feinsten – der Applaus der stolzen Sizilianer am Straßenrand ist Ihnen gewiss!
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TEIL 1 Fakten und Zahlen
Die Neuauflage der Targa Florio heißt "Targa Florio Classica" und unterscheidet sich dadurch von der Targa Florio Rallye für moderne Rally-Fahrzeuge. Gleich in drei Fahrzeugkategorien wird alljährlich im Oktober um den Sieg gekämpft: Oldtimer mit Baujahr 1900 bis 1977 fahren um die "Targa Florio Classica", von 1978 bis 1990 um die "Targa Florio Legend" und Ferrari GTs jeglicher Baujahre fahren um die "Tribute to Targa Florio".
Die spektakuläre Eröffnungsfeier der Targa Florio findet Abends in der Altstadt von Palermo rund um das ehrwürdige Teatro Massimo statt. Die Rennläufe werden jeden Morgen in Palermo gestartet und enden abends wieder in Palermo. Die Routenverläufe ändern sich jedes Jahr, ein Muss sind allerdings auch heute noch die Bergstrecken im "Madonie"-Gebirge. Bei Cerda führt die Strecke vorbei an den originalen Tribünen und der Boxengasse des ehemaligen Startbereichs der Targa Florio.
Mit Nostalgic erleben Sie eine spannende Reise im Nordwesten Siziliens auf den Spuren des Mythos Targa Florio. Am Steuer der Nostalgic-Alfa Romeo Oldtimer geht es mit dem Roadbook entlang wunderschöner Küstenstraßen und in kleine sizilianische Städte, wo die Zeit stehen geblieben scheint. Am dritten Tag verlassen wir Palermo und machen uns durch blühende Zitronenhaine dorthin auf, wo die Targa Florio 1906 begann, auf dem "Gran Circuito delle Madonie", anschließend erreichen wir den mondänen Badeort Cefalú wo die Reise auch endet.
Stellen Sie Sich ein auf eine außergewöhnliche Reise, in einer der spannendsten Ecken Italiens, die Sie aus einer der ungewöhnlichsten Perspektiven erleben können: am Steuer eines Alfa Romeo Giulia Spider. Die Strecken der Targa Florio sind wie gemacht für die sportlichen, wendigen Alfa Spider und machen noch viel mehr Spaß, wenn man sie sich mit den Teilnehmern der Targa Florio und den Ferrari Challenge Teilnehmern teilen kann.
Die Targa Florio auf Sizilien gehört auf die Liste der Dinge, die man mindestens einmal im Leben erlebt haben muss. Doch wie kann man an der Targa Florio teilnehmen?
Um es gleich vorweg zu nehmen: Es ist viel einfacher an der Targa Florio als Rennteam mitzumachen, als bei der Mille Miglia. Grundsätzlich kann sich jeder bewerben, der ein zugelassenes Auto besitzt, das die Ausschreibungskriterien erfüllt.
An der Targa Florio dürfen nur Fahrzeuge teilnehmen, die eine Zulassung ACI Sport haben oder im Register des ACI storico eingetragen sind und bis 1978 gebaut wurden. Verfügen Sie über ein Fahrzeug , welches diese Voraussetzungen erfüllt, dann steht einer Bewerbung nichts mehr im Wege. Der Andrang bei der Targa Florio ist nicht zu vergleichen mit dem bei der Mille Miglia. Viele der korrekt eingereichten Bewerbungen werden positiv beschieden. Auch die Teilnahmegebühr liegt mit rund 4.000 € pro Team im Vergleich zur "Mille Miglia" in Reichweite. Ohne ausreichende Italienischkenntnisse kann der Anmeldeprozess allerdings schon zur ersten unerwarteten Hürde werden.
Jedes Jahr verändert der Automobilclub von Palermo als Schirmherr der Veranstaltung die Streckenführung der Targa Florio, das Rallye-Datum selbst wird in der Regel Ende Januar bestätigt. Einige Eckpunkte gibt es jedoch:
1. Der Startschuss fällt in Palermo. Die technische Fahrzeugabnahme in der Innenstadt von Palermo beim "Museo Storico dei Motori e dei Meccanismi" ist der erste Höhepunkt des Events und eine tolle Gelegenheit, die Rennwagen aus der Nähe zu betrachten.
2. Die Eröffnungsfeier vor dem Teatro Massimo in Palermo am Abend ist südländisch-chaotisch, laut, überlaufen - in Summe sehr beeindruckend, ein "must see".
3. Das Herzstück der Targa Florio ist der Circuito delle Madonie mit seinen 900 Kurven.
4. Die ganze Rallye ist kein Rundkurs wie bei der Mille Miglia sondern eine Sternfahrt. Man kommt jeden Tag wieder zurück nach Palermo und starten am nächsten Morgen wieder von dort. Das südöstliche Sizilien mit Taormina und Catania ist zu weit weg von Palermo, trotzdem lassen sich die Organisatoren immer wieder neue Streckenverläufe einfallen.
Ein klassischer Streckenverlauf ist die Fahrt in den Südwesten nach Trapani in die Heimat der Familie Florio mit Besuch der Salinen und Weingüter der Florios. Nicht jedes Jahr ist diese Strecke auch im Roadbook. Eine weitere Variante führt quer über die Insel, vorbei an berüchtigten Wohnorten von Mafia-Mitgliedern bis an die Südküste Siziliens bei Noto.
Unverzichtbar im Roadbook ist die Strecke in die "Madonie"-Berge, ein nach wie vor wesentlicher Bestandteil der Targa Florio Classica.
Ist es Ihnen gelungen, einen Startplatz auf der Targa Florio zu bekommen, sollten Sie sich mit dem Regelbuch der Rallye vertraut machen.
Sie sind bestimmt schon einmal bei einer Oldtimer Rallye mitgefahren. Die Targa Florio funktioniert nach dem gleichen Prinzip:
Welche Prüfungen, wann gemacht werden müssen, ergibt sich aus dem Roadbook, das jedes Team ausgehändigt bekommt.
Seit vielen Jahren bieten wir dieses einzigartige Reiseerlebnis an. Jedes Jahr ist es eine der ersten Reisen, die ausgebucht ist.
Stilvoller und deutlich entspannter kann man die Targa Florio mit Nostalgic erleben.
Mit uns erleben Sie eine spannende Reise im Nordwesten Siziliens auf den Spuren des Mythos Targa Florio. Selbstverständlich bleibt Zeit für Benzingespräche auf der Piazza Verdi, wo traditionell die große Eröffnungsfeier vor dem Teatro Massimo stattfindet. Am Steuer der Nostalgic-Alfa Romeo Oldtimer geht es mit dem Roadbook entlang wunderschöner Küstenstraßen und in kleine sizilianische Städte, wo die Zeit stehen geblieben scheint. Am dritten Tag verlassen wir Palermo und machen uns durch blühende Zitronenhaine dorthin auf, wo die Targa Florio 1906 begann, auf dem "Gran Circuito delle Madonie", anschließend erreichen wir den mondänen Badeort Cefalú wo die Reise auch endet.
Stellen Sie Sich ein auf eine außergewöhnliche Reise, in einer der spannendsten Ecken Italiens, die Sie aus einer der ungewöhnlichsten Perspektiven erleben können: am Steuer eines Alfa Romeo Giulia Spider. Die Strecken der Targa Florio sind wie gemacht für die sportlichen, wendigen Alfa Spider und machen noch viel mehr Spaß, wenn man sie sich mit den Teilnehmern der Targa Florio und den Ferrari Challenge Teilnehmern teilen kann.
Startnummern wurden in der Anfangszeit der Autorennen verlost. Der Legende nach zog der Alfa Romeo Werksfahrer Ugo Sivocci bei der 14. Ausgabe der Targa Florio im Jahr 1923 die Startnummer 13. Aus Aberglauben soll er auf die Rennwagen aller vier Alfa-Werksfahrer grüne Kleeblätter gemalt haben. Teamkollege Antonio Ascari war im Alfa Romeo RL auf der Zielgeraden, als ihm der Treibstoff ausging. Bis die aus den Boxen herbei geeilten Mechaniker nachgetankt hatten, brauste Sivocci mit seinem stärkeren 3,2-Liter-Alfa Romeo RL vorbei über die Ziellinie. Für Alfa Romeo ein fulminanter Doppelsieg, und das grünes Kleeblatt (Quadrifoglio Verde) wurde als Glücksbringer beibehalten und später verwendet, um besonders sportliche Modelle des Mailänder Herstellers zu kennzeichnen. Für Sivocci kam das leider zu spät - im September 1923 verunglückte er tödlich beim Großen Preis von Italien in Monza, ohne Kleeblatt an seinem Alfa Romeo.
Unter den bekannten Oldtimer Rallyes rangiert die Targa Florio eher in der Kategorie "Geheimtipp". Sizilien ist nicht gerade um die Ecke, der Transport eines eigenen Oldtimers dorthin durchaus aufwendig. Ausländische Automobilhersteller überlassen das Engagement hier italienischen Marken wie Ferrari und Fiat.
Die Mille Miglia ist ganz klar die absolute Nummer eins unter den Oldtimer Events, wenn es um Medienrummel und Blitzlichtgewitter geht. Le Mans Classic und der Gran Prix Historic in Monaco sind mediatisch auch mehrere Nummern größer als die Targa Florio.
Doch genau die geringe mediale Beleuchtung macht die Targa Florio besonders, hier ist alles echt und authentisch: die schroffe und exotisch anmutende Landschaft Siziliens , die spontane Begeisterung der Einheimischen entlang der Strecke. Nirgendwo sonst trifft man Menschen, die sich ähnlich stark mit dem Rennsport identifizieren und stolz sind auf die gute alte Zeit, als hier ein weitaus größerer Rennsportzirkus gastierte, sich in den "Madonie"-Bergen ein Stelldichein gab und die Sieger des "Circuito delle Madonie" zu Helden wurden.
Die 24h von Le Mans Classic.
Ist Le Mans noch spannender als die Targa Florio? Wir glauben, man muss beide Events erlebt haben: das sonore Brüllen der Langstrecken-Rennwagen in einer lauen Sommernacht am Circuit de la Sarthe im nordwestfranzösischen Le Mans, genauso wie das Röhren der Vorkriegsboliden unter Palmen in Palermo bei der Targa Florio.
Glauben Sie wir haben Recht? Machen Sie sich selbst ein Bild davon!
Teil II Historie
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1906 erfüllte sich Vincenzo Florio seinen Lebenstraum. Der sizilianische Mäzen, Sproß der damals wohl reichsten Familie des Südens, die mit Thunfisch, Marsala und Immobilien reich geworden war, ließ auf seinen ausgedehnten Ländereien Strassen bauen, um ein eigenes Autorennen veranstalten zu können. In den Bergen östlich von Palermo, auf unbefestigten Schotterstraßen, führte die 140 km lange Strecke des "Grande Circuito delle Madonie" von Meereshöhe auf 1200 Meter hohe Pässe, und das zu einer Zeit, als das Automobil gerade erst erfunden worden war.
Der Name des Rennens stammt von der Plakette (ital. "Targa") welche der Sieger als Preis erhielt, und natürlich dem Familienname des Finanziers Vincenzo Florio. Lange vor der Mille Miglia oder dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans war die "Targa Florio" eines der wichtigsten Autorennen der Welt und nicht nur ein Stelldichein jener kleinen Elite, die an das Automobil und dessen Zukunft glaubt, sondern auch Bühne für Automobilwerke die hier um den Sieg fuhren. Anfang der zwanziger Jahre schickte die damalige Rennabteilung von Mercedes-Benz Dutzende Fahrer, Mechaniker, und Autos einen Monat vor dem Rennstart nach Sizilien, um sich auf die "Targa Florio" vorzubereiten. Ähnlich wie die "Mille Miglia" wurde auch die "Targa Florio" nach einem schweren Unfall gestoppt, und Jahre später als historisches Revival wieder lanciert.
60 Mal wurde das Rennen in den Madonia Bergen ausgetragen. Einer der großen Helden der "Targa Florio" war der im September 2021 verstorbene Nino Vaccarella. Der aus Palermo stammende Lehrer und spätere Schulleiter gewann immerhin drei Mal die "Targa Florio" auf Alfa Romeo und Ferrari, außerdem 1964 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Ferrari-Werksteam. Dadurch entfachte er in Sizilien einen unfassbaren Lokalpatriotismus, der die Targa Florio einzigartig machte.
Stellen Sie sich vor, wie die Rennwagen mit bis zu 300 km/h Spitzengeschwindigkeit durch die engen Haarnadelkurven der Madonie Berge rasten. Dank der rasanten technischen Entwicklung wurden die Fahrzeuge immer schneller und die Gefahr für Rennfahrer und Zuschauer wurde immer größer. Die Veranstalter verkürzten den "Grande Circuito" zum "Medio" und schließlich zum "Piccolo Circuito", dieser hatte aber immer noch 900 Kurven.
Wie andere Rennen ihrer Zeit wurde die "Targa Florio" auf nicht gesperrten Landstraßen ausgetragen und führte durch winzige Ortschaften, vorbei an vereinzelten Gehöften in den Bergen der Madonie, wo der Schnee erst im späten Frühling verschwindet. Vereinzelte Strohballen wurden auf der Strecke aufgestellt, um die Fahrer bei einem Aufprall zu schützen. Am Vorabend des Rennens wurden sogenannte "Banditori" auf die Strecke geschickt, die mit Trommeln auf sich aufmerksam machten und die Landbevölkerung dazu aufforderte, Kinder und Haustiere einzusperren, damit das Rennen störungsfrei durchgeführt werden konnte.
In den 70er Jahren wurden die Sicherheitsvorkehrungen etwas besser, allerdings nur bei dem Rennen selbst. Helmut Marko erinnert sich an ein absolut verrücktes Rennen im Jahr 1972 bei dem er den Rundenrekord aufstellte, sich mit seinem Alfa Romeo trotzdem Ferrari geschlagen geben musste. "Während der Trainingsläufe herrschte normaler Alltagsverkehr auf der Strecke, und an ganz langsamen Stellen standen Dorfpolizisten, die uns Strafzettel für "Geschwindigkeitsübertretungen" ausstellten. Entlang der Strecke gab es praktisch keine Leitplanken und die Menschenmassen beim Rennen waren unvorstellbar. Man musste beim Anbremsen in die Menschenmassen hineinfahren und darauf vertrauen, dass alle im letzten Moment zur Seite sprangen."
Volksheld Nino Vaccarella auf einem Ferrari in den Madonia Bergen bei der Targa Florio 1967
Der große Nino Vaccarella 3-fach Sieger der Targa Florio und sizilianischer Volksheld erinnert sich an die glorreichen Zeiten durchaus mit gemischten Gefühlen. "Angst hatten wir damals keine, obwohl wir wussten, dass hinter jeder Kurve ein Hausschwein oder Huhn auf der Straße das Rennen, im schlechteren Fall auch das eigene Leben, beenden konnte. Die Begeisterung und frenetische Leidenschaft der Zuschauer hat uns getragen und dazu gebracht immer größere Risiken einzugehen."
Vaccarella hatte den großen Vorteil, dass er auf Sizilien lebte und jede einzelne Kurve in-und auswendig konnte. Jedes Wochenende und viele Feierabende fuhr er durch die Madonia Berge. Er war ein Perfektionist und gehörte zu den wenigen Piloten, die sich den gesamten Straßenkurs merken konnten, damit war er in seinen Heimatbergen fast unschlagbar.
Nino Vaccarella, sizilianischer Volksheld, hatte viel Glück, keine schweren Unfälle und ist im September 2021 mit 88 Jahre gestorben. Sein Sohn hatte weniger Glück und ist bei der Rallye Targa Florio 1993 schwer verunglückt und seit dem an den Rollstuhl gefesselt.
Rennen werden in den Kurven gewonnen und nicht auf den Geraden. Schnell hatte sich in der Motorsportszene herumgesprochen, dass es auf Sizilien einen Rundstreckenkurs gibt, der eigentlich nur aus Kurven besteht. Was in den Madonia Bergen gewinnen konnte, konnte überall auf der Welt Siege einfahren. Alle wichtigen Rennställe wollten bei der Targa Florio dabei sein und gewinnen. Kleine, wendige Rennwagen waren hier eindeutig im Vorteil. Alfa Romeo konnte sich 10 Mal in die Siegerliste eintragen.
Nur ein Sportwagenhersteller war noch erfolgreicher bei der Targa Florio als Alfa Romeo und hat das Renngeschehen nachhaltig geprägt: Porsche. Legendäre Fahrer und spektakuläre Sportwagen haben nicht zuletzt durch Siege bei der Targa Florio das Renommee der Sportwagen aus Zuffenhausen begründet. Jo Siffert, Vic Elford, Herbert Müller, Hans Herrmann konnten die Targa Florio auf Porsche gewinnen, Legenden des Motorsports wie der Porsche 550 Spyder, Porsche 904 Carrera GTS, der 906 Carrera 6, der 908 oder der 911 Carrera RSR triumphierten in den Madonia Bergen. 1956 schlägt das junge Unternehmen aus Zuffenhausen mit dem Überraschungserfolg bei der Targa Florio von Umberto Maglioli auf einem Porsche Spyder 550 A das erste große Kapitel der eigene Rennsportgeschichte auf. Porsche gelingt es den Gesamtsieg zu erringen mit einem Rennwagen aus der Fliegengewichtsklasse. Viele Porsche Serienfahrzeuge tragen seither das Wort "Targa" in ihrem Namen in Anlehnung an die großen Erfolge bei der Targa Florio.
60 Rennen wurden insgesamt bei der Targa Florio ausgetragen, viele davon waren sehr wichtig, weil sie Teil der Tourenwagen Weltmeisterschaft waren. Porsche, Alfa Romeo und Ferrari waren die dominierenden Autohersteller, die die meisten Siege bei der Targa Florio einfahren konnten. Große Namen konnten sich in die Siegerlisten eintragen wie der unvergessliche Tazio Nuvolari, Mille Miglia Rekordhalter Sir Stirling Moss, Jo Siffert oder Wolfgang Graf Berghe von Trips. Mit dem Dreifachsieger Nino Vaccarella hat die Targa Florio ihre eigene David gegen Goliath Geschichte: der furchtlose Lokalmatador, der den großen Namen bei der Targa Florio das Fürchten lehrte.
Jahr | Piloten | Rennwagen |
1907 | Felice Nazzaro | Fiat 28/40 HP/7.4 |
1908 | Vincenzo Trucco | Isotta Fraschini 50 HP/8.0 |
1909 | Francesco Ciuppa | Spa 28/40 HP/7.8 |
1910 | Franco Cariolato | Franco 35/50 HP/4.0 |
1911 | Ernesto Ceirano | Scat 22/32 HP/4.4 |
1912 | Cyril Snipe | Scat 25/35 HP/4.7 |
1913 | Felice Nazzaro | Nazzaro Tipo 2/4.4 |
1914 | Ernesto Ceirano | Scat 22/32 HP/4.4 |
1919 | André Boillot | Peugeot L25/2.5 |
1920 | Guido Meregalli | Nazzaro Grand Prix Tipo 5/4.4 |
1921 | Giulio Masetti | Fiat S57/14 B/4.5 |
1922 | Giulio Masetti | Mercedes Grand Prix 1914/4.5 |
1923 | Ugo Sivocci | Alfa Romeo RLS/3.2 |
1924 | Christian Werner | Mercedes Tipo Indy 2000 120 PS |
1925 | Meo Costantini | Bugatti T35 |
1926 | Meo Costantini | Bugatti T35T |
1927 | Emilio Materassi | Bugatti T35C |
1928 | Albert Divo | Bugatti T35B |
1929 | Albert Divo | Bugatti T35C |
1930 | Achille Varzi | Alfa Romeo P2 |
1931 | Tazio Nuvolari | Alfa Romeo 8C 2300 |
1932 | Tazio Nuvolari | Alfa Romeo 8C 2300 |
1933 | Antonio Brivio | Alfa Romeo 8C 2300 |
1934 | Achille Varzi | Alfa Romeo Tipo B/P3 |
1935 | Antonio Brivio | Alfa Romeo Tipo B/P3 |
1936 | Constantino Magistri | Lancia Augusta |
1937 | Francesco Severi | Maserati 6CM |
1938 | Giovanni Rocco | Maserati 6CM |
1939 | Luigi Villoresi | Maserati 6CM |
1940 | Luigi Villoresi | Maserati 4CL |
1948 | Clemente Biondetti | Ferrari 166 S |
1949 | Clemente Biondetti & Aldo Benedetti | Ferrari 166 SC |
1950 | Mario & Franco Bornigia | Alfa Romeo 6C 2500 |
1951 | Franco Cortese | Frazer-Nash Le Mans Replica |
1952 | Felice Bonetto | Lancia Aurelia B20 Competizione |
1953 | Umberto Maglioli | Lancia D20 |
1954 | Piero Taruffi | Lancia D24 |
1955 | Stirling Moss & Peter Collins | Mercedes-Benz 300 SLR |
1956 | Umberto Maglioli | Porsche 550 RS 1500 |
1957 | Fabio Colonna & Giulia Thellung | Fiat 600 |
1958 | Luigi Musso & Olivier Gendebien | Ferrari 250TR/58 |
1959 | Edgar Barth & Wolfgang Seidel | Porsche 718 RSK 1500 |
1960 | Joakim Bonnier & Hans Herrmann | Porsche 718 RS60 |
1961 | Wolfgang Graf Berghe von Trips & Olivier Gendebien | Ferrari Dino 246SP |
1962 | Willy Mairesse & Olivier Gendebien | Ferrari Dino 246SP |
1963 | Joakim Bonnier & Carlo-Maria Abate | Porsche 718 GTR Coupé |
1964 | Antonio Pucci & Colin Davis | Porsche 904 GTS |
1965 | Nino Vaccarella & Lorenzo Bandini | Ferrari 275P2 |
1966 | Willy Mairesse & Herbert Müller | Porsche 906 Carrera 6 |
1967 | Paul Hawkins & Rolf Stommelen | Porsche 910/8 |
1968 | Umberto Maglioli & Vic Elford | Porsche 907 |
1969 | Gerhard Mitter & Udo Schütz | Porsche 908/02 |
1970 | Jo Siffert & Brian Redman | Porsche 908/03 |
1971 | Nino Vaccarella & Toine Hezemans | Alfa Romeo T33/3 |
1972 | Sandro Munari & Arturo Merzario | Ferrari 312PB |
1973 | Gijs van Lennep & Herbert Müller | Porsche Carrera RSR |
1974 | Gérard Larrousse & Amilcare Ballestrieri | Lancia Stratos HF |
1975 | Nino Vaccarella & Arturo Merzario | Alfa Romeo 33TT12 |
1976 | Eugenio Renna & Armando Floridia | Osella PA4 |
1977 | Raffaele Restivo & Alfonso Merendino |