Die Mille Miglia zieht Jahr für Jahr Millionen von Menschen aus der ganzen Welt nach Italien. Auf dieser Seite finden Sie nützliche Informationen rund um Teilnahme und Streckenverlauf der beliebten Oldtimer Rallye.
AKTUELL
Für die Ausgabe 2024 hat sich der Veranstalter einen ganz neuen Streckenverlauf einfallen lassen. Die erste Etappe führt weit in den Westen über Bergamo, Novara und Vercelli in die Stadt des italienischen Königshaus. Der Aufhänger für den Stopp in Turin ist vermutlich die Tatsache, dass FIAT in Turin zu Hause ist. Die Streckenführung ist landschaftlich reizvoll. Es geht auf der zweiten Etappe über die Langhe nach Genua und der Küste entlang über Livorno und Grosseto nach Rom.
Das unbestrittene Highlight - die Durchfahrt in Siena über die wunderschöne Piazza Il Campo ist genauso dabei wie Parma und Rom. Ganz neu dabei ist die Ortschaft Solomei in Umbrien, Modefans ein Begriff, weil es der Geburtstort von Modeschöpfer Brunello Cucinelli ist.
Von den 500 gestarteten Teams bei der Mille Miglia 2024 erreichten 443 das Ziel, was beweist, wie selektiv das Rennen ist und zugleich wie zuverlässig die alten Sportwagen noch heute sein können.
Den Mille Miglia Teams geht es vordergründig nicht um Geschwindigkeit und weniger um das Gewinnen, sondern um die Leidenschaft für klassische Automobile. Es ist eine Hommage an vergangene Zeiten, an den Glanz und das wunderschöne Design früherer Epochen. Diese Leidenschaft wird nicht nur von den zahlreichen Teilnehmern geteilt, sondern auch von den begeisterten Zuschauern entlang der Strecke.
2024 war die Performance der Alfa Romeo 6C 1750 besonders beeindruckend. Sechs dieser klassischen Schönheiten fanden sich unter den ersten zehn Plätzen, diese Dominanz erinnert an die triumphalen Erfolge der Alfa Romeos in den 30er Jahren.
Die Teilnahme des Team Andrea Vesco und Fabio Salvinelli, das zum vierten Mal triumphierte, war ein weiteres Highlight. Die Niederlande sicherten sich den Nationencup, ein Erfolg, der durch Teamgeist und sorgfältige Vorbereitung erreicht wurde. Auch die Teilnahme von fünf reinen Frauenteams war ein bemerkenswerter Aspekt dieses Jahres. Das Team um Silvia Marini erreichte einen respektablen 27. Platz im Gesamtklassement.
Doch der wahre Zauber der Mille Miglia liegt in der gemeinsamen Begeisterung. Hunderttausende Zuschauer säumten die Strecke, ihre Emotionen und Leidenschaft spürbar in der Luft bei den Durchfahrten durch malerische, kleine Ortschaften machten das Rennen auch 2024 zu einem unvergesslichen Erlebnis.
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Seit ihrer Neuauflage wird die „Mille Miglia storica“ als Oldtimer Rallye mit Sonderprüfungen, nach ihrem tragischen Ende in 1957, wieder jährlich ausgetragen.
Heute zählen dabei nicht die Geschwindigkeit und das Gewinnen. Sondern das Schaulaufen von einzigartigen Rennwagen auf einer der wichtigsten und schönsten Bühnen der Motorsport Geschichte. „La corsa piú bella del mondo“ – das schönste Rennen der Welt – findet alljährlich Mitte Mai statt. Es zieht Prominente genauso wie Autoverrückte aus aller Welt an.
Das Spektakel Mille Miglia gehört auf die Liste der Dinge, die man mindestens einmal im Leben erlebt haben muss.
Doch wie kann man an der Mille Miglia teilnehmen?
Das Mille Miglia Komitee bemüht sich nämlich um ein abwechslungsreiches Starterfeld. Deswegen hat man mit Exoten die besten Chancen.
Gehören Sie zu den Glückspilzen, bei denen es trotz aller Hürden mit der Bewerbung klappt, müssen Sie nur noch das Startgeld von ca. 6.000€ bezahlen – und schon sind Sie dabei!
Jedes Jahr ändert sich die Streckenführung der Mille Miglia geringfügig. Einige Eckpunkte stehen jedoch fest:
1. Der Start befindet sich immer in Brescia. Die technische Fahrzeugabnahme in der Innenstadt von Brecia ist der erste Höhepunkt des Events und eine tolle Gelegenheit, die Rennwagen aus der Nähe zu betrachten.
2. Der Scheitelpunkt der Mille Miglia liegt grundsätzlich in Rom. Die dortige Fahrzeugparade gilt als weiterer Höhepunkt der Rallye.
3. Von Rom geht es wieder zurück in den Norden. Auch die Durchfahrt in Siena über die Piazza Il Campo zählt zu den beliebtesten Höhepunkten und ist ebenfalls jährlich gesetzt.
4. Das Ziel befindet sich jedes Jahr in Brescia. Viele der Oldtimer schaffen aber die 1000 Meilen leider nicht, daher kommt nur ein dezimiertes Starterfeld zurück nach Brescia.
Ist es Ihnen tatsächlich gelungen, einen der begehrten Startplätze auf der Mille Miglia zu ergattern, machen Sie Sich vertraut mit den Regularien der Rallye.
Sie sind bestimmt schon einmal bei einer der vielen Oldtimer Rallyes mitgefahren. Die Mille Miglia funktioniert im Prinzip genauso.
Wann, wo und wie genau die Prüfungen funktionieren, erklärt Ihnen das Roadbook.
Stilvoller und deutlich entspannter kann man die Mille Miglia mit Nostalgic erleben. Denn wir ersparen Ihnen den nervenaufreibenden Bewerbungsprozess. Bei unserer Reise sind Sie der VIP, auch ohne Olympiasieg und Grammy.
Sie entspannen im Luxushotel und genießen die schönsten Landschaften der Toskana abseits der großen Touristenströme. Trotzdem erleben Sie hautnah die Faszination Mille Miglia, fahren im stylischen Oldtimer im Mille Miglia Tross mit und gehen auf der Piazza Il Campo auf Tuchfühlung mit Piloten und Rennwagen.
Seit vielen Jahren bieten wir dieses einzigartige Reiseerlebnis an. Jedes Jahr ist es die erste Reise, die ausgebucht ist.
Die Mille Miglia führt jährlich über ca. 1.800 Kilometer, die Teams müssen über 100 Gleichmäßigkeitsprüfungen absolvieren, werden an 28 Stempel-Stellen kontrolliert und an 16 Zeitkontrollen überwacht.
Ungefähr 400 Teams werden alljährlich zugelassen, aus über 40 verschiedenen Ländern kommen die Teilnehmer. Davon stellen die Länder Italien, Holland und Deutschland traditionsmäßig die meisten Teilnehmer. Der große Dominator der historischen Mille Miglia Alfa Romeo stellt meistens das größte Oldtimer Kontingent, dicht gefolgt von Jaguar, FIAT, Ferrari und Mercedes-Benz. Exotische Marken wie OM, Cisitalia, Arnolt, Benedetti, Ermini, Frazer-Nash, Gilco-Mariani u.v.m. sind ebenfalls mit am Start und bringen längst vergessene Autohersteller wieder auf die Straße und in das Bewusstsein der Mille Miglia Fans. Natürlich gibt es auch immer prominente Namen unter den Teilnehmern. Die Riege der bekannten Ex-Rennfahrer, die an der modernen Mille Miglia teilnahmen ist sehr lange: Ellen Lohr, Jochen Mass, Miki Biasion, Christian Geistdörfer, Giancarlo Fisichella, Mille Miglia Rekordhalter Sir Stirling Moss u.v.m. .
Geschafft! Die „corsa più bella del mondo“ (wörtlich: das schönste Autorennen der Welt) hat Corona getrotzt und konnte auch 2020 und 2021 in den Corona-Jahren durchgeführt werden. Start und Ziel war der Viale Venezia in Brescia, dazwischen lagen 1600 km Landstraßen quer durch die italienische Halbinsel. Von 356 gestarteten Teams erreichten immerhin 296 die Zieleinfahrt.
Man könnte es ein schönes Geburtstagsgeschenk nennen: ein Alfa Romeo gewinnt in dem Jahr, in dem die Marke 110 Jahre alt wurde, die traditionsreiche Mille Miglia. Das Vater-und-Sohn-Team Andrea und Roberto Vesco aus Brescia feiert auf einem Alfa Romeo 6C Sport Spider Zagato von 1929 einen Doppelsieg im Corona-Jahr nach dem Gesamtsieg beim Gran Premio Nuvolari im vergangenen September. Auch der 5. Platz gehört Alfa Romeo, dem Team Alberto Aliverti und Stefano Valente auf dem baugleichen Sportwagen.
Die Strecke von Rom durch die Toskana am Samstag gehört traditionell zu den spannendsten Etappen. Nicht nur wegen der 40 Sonderprüfungen. Die serpentinenreichen Appeninendurchfahrten sind auch im Frühjahr eine Herausforderung, an diesem 24. Oktober fühlte man sich bei Nacht und Nebel in das erste Jahrzehnt der Mille Miglia zurück versetzt.
Wir sichteten die ersten Teams in Torrenieri am späten Vormittag, durchquerten die Altstadt von Buonconvento bereits im einsetzenden Regen, und nutzten die Durchgangskontrolle am Mittag in der „heimlichen Hauptstadt“ der Toskana, Siena, um mit den Teilnehmern im Parc Fermé auf Tuchfühlung zu gehen. Bei der Mitfahrt im Feld grüßten uns die späteren Drittplatzierten Aliverti-Valente beim Überholvorgang, dicht gefolgt von den Siegerinnen der Coppa delle Dame („Damenpokal“) Silvia Marini und Francesca Ruggeri im Bugatti T40 von 1929.
Die Ursprünge des tausend-Meilen-Rennens (it.: „mille miglia“) liegen übrigens in der uralten Rivalität zwischen Mailand und Brescia. Nachdem 1925 der Zuschlag für den Bau von Italiens erster Grand-Prix- Strecke in Monza bei Mailand erfolgt war, konterten findige Kaufleute aus Brescia mit einer virtuellen Rennstrecke: anstelle eines Rundkurses sollte dieselbe Streckenlänge wie im Grand Prix, nämlich 1600 Kilometer, über Land gefahren werden. Dafür bot sich ein Rennen quer über die italienische Halbinsel an, mit prestigeträchtigem Scheitelpunkt in der Ewigen Stadt.
Die Nostalgic Oltimerreise zur Mille Miglia lässt autobegeisterte Herzen höher schlagen . Sie wollen noch mehr über diese besondere Reise erfahren? Einen tollen Einblick in das Abenteuer Mille Miglia bekommen Sie von unserem Reiseleiter Ludwig. In seinem Reisebericht zur Mille Miglia teilt er seine Eindrücke und Emotionen: So hat Ludwig die Oldtimerreise zur Mille Miglia erlebt.
Die Neuauflage der Mille Miglia hat sich sehr schnell zu einem Schaulaufen der Prominenten entwickelt: Persönlichkeiten aus der Welt des Sports, der Politik und Wirtschaft, Schauspieler und Musiker fahren bei der Mille Miglia mit.
Entsprechend groß ist das mediale Interesse an der Mille Miglia: Keine andere Oldtimer Rallye steht dermaßen im Rampenlicht der Öffentlichkeit, weit über die eingeschworene Oldtimerszene hinaus. Oldtimer sind wichtige Statussymbole und können sich auch als gute Vermögensanlagen eignen. Viele Prominente sammeln eifrig Klassiker und einige unter Ihnen so ernsthaft, dass berühmte Sammlungen daraus geworden sind.
Ralph Lauren und Jay Lenos setzen mit ihren Oldtimersammlungen weltweit Maßstäbe:
Die Mille Miglia ist die perfekte Bühne für prominente Sammler, um ihre nicht minder prominenten Oldtimer zur Schau zu stellen.
Alleine in den letzten Ausgaben der neuen Mille Miglia waren prominente Musiker, Schauspieler, Oskar Preisträger, Politiker, ehem. Formel 1 Piloten mit dabei:
Jodie Kidd Schauspieler auf einem Jaguar XK 120 OTS Roadster – 1953
Cesare Fiorio Teammanager Ferrari F1 auf einer Lancia Aurelia B20 GT 2000 Berlinetta – 1951
Javier Zanetti Fußballikone von Inter Mailand auf einem Alfa Romeo 1900 Sport Spider
Karl Wendlinger Formel 1 Pilot auf einem Mercedes 300 SL Coupé W 198 – 1955
Wolfgang und Ferdinand Porsche aus der Porsche Dynastie Porsche 356 1500 Speedster – 1955
Ex FDP Chef Philip Rösler auf einem O.M. 665 SSMM Superba – 1930
Martin Brundle Formel 1 Rennfahrer auf einem Jaguar D-Type – 1956
Jeremy Irons Schauspieler und Oskar Gewinner Jaguar XK 120 Lightweight – 1950
Jay Leno Late Night Moderator auf einem Jaguar XK 120 Sports “Ecurie Ecosse” – 1951
Brian Johnson Sänger der Rockband AC/DC auf Jaguar C-Type – 1953
Adrien Brody Oskar Gewinner und Schauspieler auf einem Mercedes 300 SL W 198 – 1956
Amy Macdonald Sängerin auf einem Jaguar XK120
Milow, Popstar auf einem Jaguar D-Type
Daniel Day-Lewis, dreifacher Oscar-Preisträger auf einem Jaguar XK120BJ 53
Herbert Grönemeyer, Musiker auf einem Bentley BJ 1927
Hannah Herzsprung, Schauspielerin auf Jaguar C-TYPE BJ 1953
David Coulthard, Formel 1 Pilot Mercedes 300 SL W 198
Karl Wendlinger, Mercedes 300 SL W 198
Jochen Mass, Mercedes 300 SL W 198
Hans-Joachim Stuck, auf einem Porsche 356 1500).
Christian Geistdörfer, Rally Weltmeister mit Walter Röhrl auf einem BMW 328 Coupé Touring
Unter den Oldtimer Rallyes zieht die Mille Miglia eindeutig die meisten Blicke auf sich.
Sie ist ganz klar die absolute Nummer eins unter den Oldtimer Events, wenn es um Medienrummel und Blitzlichtgewitter geht.
Doch abseits vom Trubel hat sich in den vergangenen Jahren ein zweites Event klammheimlich zu einer echten Alternative für die wahren Oldtimer Fans gemausert:
Der Gran Premio Nuvolari.
Ist der Gran Premio Nuvolari „besser“ als die Mille Miglia? Wir wagen die These: In so mancher Hinsicht bestimmt.
Inwiefern genau? Finden Sie es heraus!
Teil II
Direkt zu: Die Geburtsstunde Ferraris // Die Rekordfahrt von 1955 // Das tragische Ende 1957
Fahrer | Auto |
Ferdinando Minoia/ Giuseppe Morandi | O.M. Superba 665S |
Giuseppe Campari/ Giulio Ramponi | Alfa Romeo 6C 1750 GS Spider Zagato |
Giuseppe Campari/ Giulio Ramponi | Alfa Romeo 6C 1750 GS Spider Zagato |
Tazio Nuvolari/ Giovanni Battista Guidotti | Alfa Romeo 6C 1750 GS Spider Zagato |
Rudolf Caracciola/ Wilhelm Sebastian | Mercedes-Benz SSKL |
Baconin Borzacchini/ Amedeo Bignami | Alfa Romeo 8C 2300 Spider Touring |
Tazio Nuvolari/ Decimo Compagnoni | Alfa Romeo 8C 2300 Spider Zagato |
Achille Varzi/ Amedeo Bignami | Alfa Romeo 8C 2600 „Monza” Spider Brianza |
Carlo Pintacuda/ Alessandro Della Stufa | Alfa Romeo 2900 Tipo B |
Antonio Brivio/ Carlo Ongaro | Alfa Romeo 8C 2900 A Spider |
Carlo Pintacuda/ Paride Mambelli | Alfa Romeo 8C 2900 A |
Clemente Biondetti/ Aldo Stefani | Alfa Romeo 8C 2900B Spider Touring |
Huschke von Hanstein/ Walter Bäumer | BMW 328 Coupé Touring |
Clemente Biondetti/ Emilio Romano | Alfa Romeo 8C 2900B Coupé Touring |
Clemente Biondetti/ Giuseppe Navoni | Ferrari 166S Coupé Allemano |
Clemente Biondetti/ Ettore Salani | Ferrari 166 MM Spider Touring |
Giannino Marzotto/ Marco Crosara | Ferrari 195S Coupé Touring |
Luigi Villoresi/ Pasquale Cassani | Ferrari 340 America Coupé Vignale |
Giovanni Bracco/ Alfonso Rolfo | Ferrari 250S Coupé Vignale |
Giannino Marzotto/ Marco Crosara | Ferrari 340 America Spider Vignale |
Alberto Ascari | Lancia D24 Carrera Pininfarina |
Stirling Moss/ Denis Jenkinson | Mercedes-Benz 300 SLR |
Eugenio Castelotti | Ferrari 290 MM Spider Scaglietti |
Piero Taruffi | Ferrari 315S Spider |
Mille Miglia hautnah – 1. Geschichte
Jeder Mille Miglia Fan sollte Sie kennen: Die unglaubliche Geschichte der berüchtigten Triumphfahrt von Stirling Moss im Mercedes-Benz SLR bei der Mille Miglia 1955. Sie schrieb unvergessene Rennsportgeschichte. Das Rennduo Moss und Jenkinson bewältigten den 992 Meilen Rundkurs in 10 h 7 m 48 s, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 160 km/h entspricht.
Eigentlich unvorstellbar, wenn man bedenkt, dass die Mille Miglia auf Landstraßen abgehalten wurde, die nicht für den Verkehr gesperrt waren. Jederzeit mussten die Rennfahrer damit rechnen, einem Hindernis auf der Fahrbahn zu begegnen. Bis heute gilt die Fahrt von Stirling Moss als Husarenritt und Meilenstein des Motorsports. Der Zweitplatzierte Mercedes-Benz – gesteuert von einem der Besten aller Zeiten, Juan Manuel Fangio – kam mehr als eine halbe Stunde später ins Ziel.
Ferrari, Maserati und Aston Martin waren gemeinsam mit den Rennwägen aus Stuttgart die Titelaspiranten. Doch bei den Piloten war das Team von Mercedes-Benz der Konkurrenz weit überlegen: Stirling Moss, Juan Manuel Fangio, Hans Herrmann und Karl Kling gehörten zur absoluten Weltspitze. Jeder einzelne von ihnen hatte das Zeug zum Mille Miglia Sieger. Allerdings waren die Gegner nicht zu unterschätzen: Paolo Marzotto, Piero Taruffi, Peter Collins, Graf Trips und Umberto Maglioli.
Der Start des Rennens verlief für Moss weniger gut. Gleich drei Ferraris lagen nach dem Start vor Moss im Rennen. Nichts ließ vermuten, dass das britische Duo im Mercedes-Benz auf dem Weg zu einem unschlagbaren Fabelrekord war. Denn Castelotti auf dem Ferrari legte einen Traumstart hin. Er war auf dem ersten Teilstück der Mille Miglia unschlagbar schnell unterwegs. Doch seine Fahrweise ging so sehr ans Limit, dass der Ferrari in der Gegend um Pescara liegen blieb. Sein Teamkollege Marzotto auf dem zweiten Ferrari musste leider aufgeben, weil er einen Reifenschaden hatte und der Ersatzreifen auf der falschen Felge montiert war, die nicht auf den Rennwagen passte.
Die beiden härtesten Konkurrenten waren aus dem Rennen. Durch einen schnelleren Tankstopp konnte sich Moss zum ersten Mal an die Spitze des Rennens absetzen, als er den in Führung liegenden dritten Ferrari von Taruffi überholte. Bis zur Einfahrt in Rom baute Moss seinen Vorsprung zum zweitplatzierten Taruffi auf mehr als eine Minute aus. Fangio hatte Motorenprobleme, Kling einen Crash vor den Toren Roms. Rom war der Scheitelpunkt des Rennens. Noch nie hatte ein Fahrer die Mille Miglia gewinnen können, der zur Halbzeit in Rom an der Spitze lag.
Die Rückfahrt von Rom nach Brescia entwickelte sich zu einer wahren Triumphfahrt für das Spitzenduo. Bereits in Siena lag Moss mit über fünf Minuten vorne. Nach Florenz kam der berühmtberüchtigte Passo della Futa. Auch ihn meisterten Moss und Jenkinson bravourös. Hinter Bologna folgte wieder ein flacheres Teilstück nach Modena. Dort, in der Heimat von Enzo Ferrari, hatte das Dreamteam bereits 27 Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Fangio. Und mit Karl Herrmann musste ein weiterer Favorit nach einem Unfall aufgeben. Sämtliche Mitfavoriten waren zu diesem Zeitpunkt bereits ausgeschieden oder vernichtend geschlagen. Bis zur Ankunft im Ziel in Brescia hatte Team Moss über einen halbe Stunde Vorsprung auf den Zweitplatzierten Fangio und knapp 45 Minuten vor dem besten Ferrari von Umberto Maglioli auf Platz drei.
Wie konnte es zu einem derartigen, bahnbrechenden Triumph kommen?
Was jedoch kein einziges Rennteam zu der damaligen Zeit machte, war die aufwändige Streckenbesichtigung. Heute gilt Sie als Geheimnis des Erfolgs auf Langstreckenrennen.
Was im Rallye Sport heute zum Standard gehört, hat das britische Erfolgsduo der Mille Miglia erfunden: ein detailliertes, schriftliches Bordbuch, das den Streckenverlauf akribisch beschreibt und es dem Piloten ermöglicht, auch an unübersichtlichen Stellen die maximale Geschwindigkeit zu fahren, die die Strecke erlaubt.
Der Copilot und Motorsport Journalist Jenkinson verbrachte vor Rennbeginn Monate damit, die Strecke der Mille Miglia zu besichtigen und in ein Logbuch zu übertragen. Moss vertraute den Aufzeichnungen seines Co-Piloten blind und spielte diesen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten aus. Bestes Wetter und etwas Rennglück gehörten natürlich auch dazu und begünstigten die Fahrt – mit der Moss Rennsportgeschichte schrieb und einen Rekord für die Ewigkeit schuf.
Mille Miglia hautnah – 2. Geschichte
In ihrer 30jährigen Geschichte bescherte die Mille Miglia Rennsport Fans jedoch nicht nur Adrenalin und Freudentaumel. Lesen Sie, wie 1957 eine Tragödie das Rennen in seiner ursprünglichen Form für immer beendete.
In den Dörfern und kleinen Städtchen der Provinz Mantua, die zur italienischen Region Lombardei gehört, war 1957 der Fortschritt noch nicht angekommen. Industrie gab es kaum, die Menschen arbeiteten in der Landwirtschaft und im Kleingewerbe, es reichte gerade für ein bescheidenes Auskommen.
Zwar sorgte zeitgleich der wirtschaftliche Aufschwung im Dreieck der Industriestädte Mailand-Turin-Genua dafür, dass sich eine Mittelschicht bildete, welche sich eine Waschmaschine, ein Auto, später einen Fernseher leisten konnte.
An den verschlafenen Nestern dieser Provinz ging er jedoch vorbei.
Umso freudiger wurden in dieser Gemeinschaft außergewöhnliche Ereignisse begrüßt, die Abwechslung versprachen von der tristen Routine zwischen Feldarbeit und Kirchgang.
Wenn alljährlich die Volkshelden der Mille Miglia mit ihren futuristischen Rennwagen die Gegend passierten, war jeder wie elektrisiert und konnte es vor Spannung kaum erwarten, dass das Brüllen der Motoren erklingt.
So war es auch am 12. Mai 1957, einem warmen, wolkenlosen Sonntag im Frühling in der Gemeinde Cavriana.
Hunderte Menschen waren gekommen: zu Fuß, per Fahrrad oder dem Postauto. Gesellten sich zueinander in den vereinzelten Gehöften, welche die Strada Statale 236 Goitese säumten – ein schmales asphaltiertes Band, umrahmt von Bewässerungsgräben.
Einmal im Jahr schlug hier der Blitz der Zukunft ein. Donnerte an diesem Sonntag im Mai der Fortschritt durch die trostlose Campagna. In Gestalt hunderter Sportwagen bei der Mille Miglia.
Von hier aus waren es nach mehr als 1500 Kilometern Rennstrecke nur noch knappe 50 km zur Ziellinie in Brescia.
Hier war der Sieg gewissermaßen zum Greifen nah.
Auch diese besagte 24. Auflage der Mille Miglia, des Tausend-Meilen-Rennens über die italienische Halbinsel, verwandelte die Felder und Dörfer entlang der Strecke wieder in ein Pulverfass aus Volksfest und Moderne. Die Helden saßen in ihren laut röhrenden Boliden, der Geruch von Benzin und Reifen war so ganz anders, als der trostlose Alltag.
Der achtjährige Giovanni Conzato vertrieb sich die Wartezeit mit seinen Spielkameraden im Gehöft „Corte Colomba“. Froh darüber, dass an diesem Sonntag die kirchlichen Aktivitäten aufgrund der Durchfahrt der „Mille Miglia“ aufgehoben worden waren.
Mit ihm die Geschwister Virginio und Valentina Rigon, zehn und sechs Jahre alt.
Das Rennen fand auf öffentlichen Straßen statt, Absperrungen gab es wenige. Und noch viel weniger Personal, um diese zu kontrollieren.
Die Zuschauer vertrauten den tollkühnen Fahrern und mehr noch ihren Rennwagen.
Diese möglichst nahe zu erleben war der Adrenalinschub und Nervenkitzel, der Männer, Kinder und Frauen gleichermaßen begeistert vom Straßenrand winken ließ.
An diesem unbeschwerten Renntag im Mai lagen die im nahen Modena gebauten Wagen von Enzo Ferrari weit vorne. Er war es, der sich zwei Jahrzehnte vorher bei der Mille Miglia um die Rennwagen von Alfa Romeo gekümmert hatte. Bevor er seine eigene Automobilfirma gründete.
Der 29jährige spanische Aristokrat Alfonso de Portago hatte bereits eine Karriere als Jockey und Bobrennfahrer hinter sich, als ihn wenige Jahre zuvor Le-Mans-Sieger Luigi Chinetti als Beifahrer für die Carrera Panamericana anwarb.
1956 bot Enzo Ferrari dem Newcomer einen Platz in seinem Werksteam an. Und kurze Zeit später, an diesem 12. Mai 1957, saß er im Cockpit eines Ferrari 335 S und hatte beim letzten Servicestopp erfahren, dass er auf dem Weg zum vierten Platz war.
Etwas früher an diesem Morgen hatte der Spanier beim Frühstück etwas Milch verschüttet. Ein schlechtes Omen.
Vor dem Start des Rennens überreichte er dem Rennleiter der „Scuderia Ferrari“ einen Zettel mit den Kontaktdaten seiner Frau. Als ob er ahnte, was passieren würde.
Um 14.30 Uhr an diesem Sonntag ließ sich Enzo Ferrari bei der Durchfahrt von Bologna bei seinen Fahrern sehen. Er ordnete an: „Vinca Taruffi!“ (Taruffi soll gewinnen.)
Für Ferrari zeichnete sich ein grandioser Sieg ab: Nach dem Ausfall von Werksfahrer Peter Collins lagen Piero Taruffi und Wolfgang Graf Berghe von Trips auf Rang eins und zwei, gefolgt von Gendebien, allerdings mit einem schwächeren Modell, einem 250 GT Scaglietti.
Währenddessen grämte sich Alfonso de Portago. Vielleicht war die Aussicht auf den vierten Platz für den ehrgeizigen adeligen Lebemann eine Erniedrigung. Denn er wusste insgeheim, dass er mit seinem hubraumstärkeren 4,1-Liter-Zwölfzylinder eine Chance hatte – und zwar auf der 5 km langen Geraden hinter Goito Richtung Guidizzolo.
In einem früheren Interview hatte sich de Portago über Angst geäußert: „Angst ist das Wissen um die Gefahr… mir gefällt das Gefühl der Angst. Am Ende ist man sie gewohnt und braucht sie in immer höheren Dosen.“
Was genau kurz nach 16.00 Uhr an diesem Sonntag in der norditalienischen Provinz passierte, blieb umstritten. Auch in jahrelangen Gerichtsverhandlungen konnte man es nicht klären.
Sicher ist, dass der Wagen von de Portago auf der langen Geraden, der Strada Statale 236 Goitese bei Santa Colomba, mit mehr als 200 km/h – manche behaupteten sogar 250 bzw. 270 km/h – unterwegs war.
Und dann geschah es.
Schuld war wohl ein Reifen (der nach widersprüchlichen Quellen vorher beschädigt war und mutmaßlich nicht getauscht wurde, um Zeit zu sparen).
Er touchierte den Randstein. Platzte.
De Portago verlor die Kontrolle über den Ferrari. Krachte erst gegen einen Telegrafenmast. Stürzte dann in den angrenzenden Wassergraben. Wurde von dort wieder herauskatapultiert.
Und flog in die Zuschauer.
Erst hundert Meter weiter kam das völlig zerstörte Fahrzeug zum Stillstand.
Mit Alfonso de Portago und seinem Beifahrer, dem amerikanischen Journalist Edvard Gurner Nelson, starben Roberto, Virginio und Valentina, zwei weitere Kinder und vier Erwachsene.
Zwanzig Menschen wurden schwer verletzt.
Während die Toten auf Küchentischen in den Gehöften aufgebahrt wurden und Pfarrer Pio mit dem Fahrrad zu den Verletzten eilte, um Trost zu spenden, improvisieren die Umstehenden Tragebahren aus landwirtschaftlichen Geräten für die Verletzten. Die staatliche italienische Nachrichtenagentur ANSA verbreitete die Nachricht der Tragödie.
Enzo Ferrari hatte schon viele Rennfahrer durch tödliche Unfälle verloren. Doch die Ereignisse des 12. Mai 1957 erschütterten ihn zutiefst.
Nach der nur zwei Jahre zurückliegenden Katastrophe von Le Mans mit 84 Toten hatten sich auch in Italien die Gegner von öffentlich ausgetragenen Autorennen formiert.
Selbst aus seinen eigenen Reihen mutmaßt man, de Portago habe nur widerwillig an dieser Mille Miglia teilgenommen, da er die Gefahr nicht abgesperrter Rennstrecken kannte. Er ließ sich wahrscheinlich von Enzo Ferrari überreden. Nicht verbrieft ist, dass Ferrari noch in Bologna de Portago anstachelte, weil er einen Ausfall Gendebiens fürchtete.
Der Sieg bei dieser 24. Auflage der Mille Miglia ging unter im landesweiten Aufschrei, der vor allem in der Person von Enzo Ferrari den Schuldigen ausmachte.
„Mille Miglia – Friedhof für Männer und Kinder – Schluß damit“, geißelten die Gazetten den Mann aus Modena.
Dass Autorennen wie die Mille Miglia auf nicht gesperrten Straßen nicht mehr zeitgemäß seien, wurde nun machtvoll unterstützt durch Kirche und Politik.
Die moralische Verantwortung für die Katastrophe wurde klar bei Enzo Ferrari gesehen. Obwohl mehrere Gerichtsverfahren sowohl gegen den Reifenhersteller als auch den „Commendatore“ keine Schuldsprüche ergaben.
Enzo Ferrari rang lange mich sich und erwog, sich ganz aus den Rennen zurückzuziehen. Letzten Endes entscheid er sich dagegen, blieb aber den Rennveranstaltungen fortan mit wenigen Ausnahmen fern.