Die letzte Mille Miglia verpasst? Macht nichts: Jetzt können Sie das Abenteuer nachholen! Denn unser Reiseleiter Ludwig – seinerseits ein Autoverrückter und Porsche-Clubcup Fahrer – nimmt Sie mit. In diesem Reisebericht teilt er seine Eindrücke und Emotionen. Und so hat Ludwig die Nostalgic Oldtimerreise zur Mille Miglia erlebt:
In wenigen Tagen ist es soweit und ich bin wieder in der Toskana unterwegs. Mittlerweile bereits zum dritten Mal als Reiseleiter für Nostalgic. Die Vorfreude wächst. Die neuesten Zahlen aus dem Pressebüro der Mille Miglia sind beeindruckend: 450 Teams aus über 40 verschiedenen Ländern werden teilnehmen. Die meisten Fahrzeuge kommen dabei nicht von dem großen Dominator und Seriensieger der Mille Miglia Alfa Romeo, sondern aus dem Hause FIAT. Fast 25% der teilnehmenden Piloten kommen aus den Niederlanden. Das überrascht mich nicht, denn die Oldtimerszene dort ist sehr enthusiastisch und vor allem äußerst hochklassig.
An der Mille Miglia dürfen nur Oldtimer teilnehmen, von dessen Modellreihe bei der ursprünglichen Mille Miglia, welche in den Jahren 1927 bis 1957 ausgetragen wurde, mindestens ein Exemplar teilgenommen hat. Bei der diesjährigen Mille Miglia sind 101 Originalfahrzeuge dabei, die bereits bei der historischen Mille Miglia an den Start gegangen sind.
Es gibt eine Warteliste, falls Teams im letzten Moment ausfallen. 121 Teams halten sich bereit, um einen frei gewordenen Platz zu besetzen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Teams freiwillig den Platz räumen. Vermutlich werden Plätze nur bei schwerer Krankheit oder Ableben freigegeben. Dies verdeutlicht aber einmal mehr die extreme Strahlkraft der Rally auf alle Motorsportbegeisterten.
Wenige Tage vor dem Rennen veröffentlicht der Mille Miglia Veranstalter die Starterlisten. Diese sind wichtig, da man nur damit die Fahrzeuge und Piloten identifizieren kann, die an einem vorbeifahren. Leider werden einige Prominente und sehr vermögende Teilnehmer meist nicht mehr namentlich aufgeführt, angeblich aus Sicherheitsgründen. Aber nicht nur für mich sind sowieso die prächtigen historischen Rennwagen die Stars der kommenden Tage und nicht ihre Piloten.
Den Start des Rennens erlebe ich nicht live, für Enthusiasten sind aber genug Mitschnitte und Berichte darüber im Internet zu finden. Am Donnerstag starten wir mit unseren Gästen (die Reise ist mit 40 Gästen traditionell schon seit Monaten ausverkauft) in der Toskana zur Einführungsrunde. Nach dem gemeinsamen Mittagessen fessele ich die Gäste mit spannenden Geschichten zur Historie von Alfa Romeo, die unauslöschlich mit der Mille Miglia verbunden ist. Die Rennerfolge von Alfa Romeo bei der Mille Miglia haben den Mythos Alfa Romeo begründet. Beeindruckt und mit großer Spannung begeben wir uns auf den Parkplatz unseres Hotels.
Mein Team hat in der Zwischenzeit die Autoverdecke geöffnet und die Motoren warmlaufen lassen. Ordentlich in Reih und Glied funkeln über zwanzig Alfa Romeo Spider in der gerade rechtzeitig erscheinenden Mittagssonne. Wir haben Glück. Denn die vergangenen Tage waren mit fünf Regentagen am Stück die nassesten seit Beginn der Wetterauzeichnung in der Toskana... Die Gäste sind sichtlich beeindruckt und ich kann einen gewissen Stolz nicht verhehlen. Es werden die Kameras und Handys gezückt und Fotos gemacht, ich sehe nur strahlende, glückliche Gesichter.
Die Einführungsrunde auf verkehrsarmen Landstraßen gibt den Gästen Zeit, sich mit der Bedienung der Alfas und der Handhabung des Roadbooks vertraut zu machen. Nach einer Stunde kommen die ersten Gäste wieder zum Hotel zurück. Die Menschentraube wird immer größer. Bald sind alle Kunden wieder zurück, aber niemand will auf das Hotelzimmer gehen.
Erst die Aussicht auf die geplante Weinverkostung in einem der prestigeträchtigsten Weingütern des Chianti Gebiets, der „Badia a Coltibuono“, lockt die Gäste weg von den Alfas.
Am nächsten Morgen um 9.00 Uhr treffen wir uns auf der Hotelterrasse. Verteilen Snacks, Obst und Wasser für den Tag, den die Gäste in ihren Nostalgic-Rucksäcken verstauen können. Die freudige Erwartung der Gäste auf ihren Wunschalfa für den heutigen Fahrtag ist deutlich zu spüren. Deswegen versuche ich mich kurz zu halten. Erkläre noch den Streckenverlauf und gebe Hinweise und Tipps zum heutigen Tag.
Wir fahren ca. zwei Stunden auf pittoresken Landstraßen in den Süden der Toskana. Auf der Höhe von Buonconvento sollten wir die ersten Teilnehmer der Mille Miglia treffen. Der lokale Mille Miglia Streckenkoordinator Franco, den wir später noch an der Zieleinfahrt in Siena in seiner Funktion als Marshall wiedersehen sollten, hat mir die genauen Uhrzeiten und Streckenverläufe mitgeteilt, trotzdem ist es relativ schwer, den Ankunftszeitpunkt vorauszusagen.
Meine Gäste genießen die Wartezeit, denn die Mille Miglia hat nicht nur historischen Rennsport zu bieten. Sie ist Anziehungspunkt für alle Autoverrückten. Bei der Ferrari Tribute und der Mercedes-Benz Challenge nehmen 130 moderne Supersportwagen teil. Auch einige Supersportwagen aus der Exklusiv-Schmiede von Horacio Pagani können wir entdecken. Ein Spektakel ohnegleichen, wenn diese hochgezüchteten Sportwagen vorbeifahren. Einige dieser Sportwagen sind so teuer und selten, dass man sie nie auf der Straße sieht. Bei der Mille Miglia werden sie aus den beheizten Garagen geholt und auf die Straße gebracht.
Mercedes-Benz SLR Teams fahren bei der Mercedes-Benz 1000 Miglia Challenge mit.
Pünktlich 11 Uhr ist es endlich soweit. Die ersten Mille Miglia Teilnehmer tauchen auf. Nach dem akustischen Spektakel der Ferraris fast schon ein wenig ernüchternd wie klein die Fahrzeuge sind. Ganz entspannt und souverän tuckern die Bugattis und OMs (Officine Meccaniche) an uns vorbei. Die ältesten Fahrzeuge dürfen jeden Morgen als erste an den Start. Da aber überholt werden darf, sind in der Regel um die Mittagszeit die Mercedes-Benz Flügeltürer und Ferraris an der Spitze des Feldes anzutreffen. Hier in Buonconvento also noch nicht.
Als Geheimtipp rate ich unseren Gästen, nicht mit den übrigen Zuschauern an der Hauptstraße stehen zu bleiben, sondern sich in Richtung des Ortskerns zum imposanten Stadttor zu begeben. Dort stehen wir alleine und haben einen exklusiven, hautnahen Kontakt zu den Fahren und den imposanten Wagen. Nur das offizielle Mille Miglia Presseteam samt Fotographen ist hier anzutreffen.
Einen Vorkriegs-Sportwagen über eine so lange Strecke zu fahren, ist eine ziemlich beeindruckende körperliche Leistung. Keine Servolenkung, freistehende Räder, kein synchronisiertes Getriebe, keine Türen und vor allem kein Verdeck und keine Windschutzscheibe, ganz schön spartanisch. Nach einer halben Stunde kommen die Teams in immer engerer Taktung vorbei. Für uns der richtige Moment, um uns mit unseren Alfas unter die Teams zu mischen und mitsamt des Fahrerfeldes Richtung Siena zu fahren. Wir wollen nämlich nicht das Spektakel auf der Piazza Il Campo in Siena verpassen - der vielleicht schönste Moment des ganzen Rennens.
Wir fahren zwischen den Rennteams in den Norden, Richtung Siena, vorbei an roten Klatschmohn Feldern und zypressengesäumten Auffahrten. Bei mehreren Dorf-Durchfahrten winken uns jubelnde Menschen zu und einige ambitionierte Mille Miglia Teams überholen uns. Am Stadttor in Siena parken wir unsere Spider und gehen zu Fuß in Richtung Piazza Il Campo. Benzingeschwängerte Luft steht in den engen Gassen, das Röhren der Bentleys, Jaguars und Ferraris vermischt sich zu einem ohrenbetäubenden Lärm in der Altstadt. Die ersten Gäste schnappen sich ein paar Stühle des Straßencafés und lassen die Mille Miglia Teams an sich vorbeifahren. Die meisten gehen auf die große Piazza.
Majestätisch schaut der Campanile auf das Treiben herunter. Hier wo im Sommer die Pferde beim Palio um die Wette eifern, müssen sich die Teilnehmer einen Stempel geben lassen, als Beweis, dass Sie hier durchgefahren sind. Die perfekte Gelegenheit mit den Piloten auf Tuchfühlung zu gehen. An der Stempelstelle sind Absperrgitter aufgestellt worden, aber wir schleusen unsere Gäste mit der Hilfe von Marshall Franco daran vorbei und so können wir die Sportwagen genau inspizieren.
Das Nostalgic Roadbook mit der Starterliste gibt Auskunft über die Teams und wertvollen Sportwagen. Ich spreche einen Ferrari Fahrer an. Er scheint Japaner zu sein und gibt bereitwillig Auskunft, dafür mache ich ein paar Fotos von seinem knallroten Ferrari und dem sichtlich stolzen Besitzer. Wow, was für ein Traumwagen! Wieso sind die Autos heutzutage so austauschbar und langweilig geworden?
Auf der Höhe der Stempelstelle sehe ich einige unserer Gäste begeistert winken. Einige haben sogar die Papierfähnchen mit dem roten Pfeil der Mille Miglia in der Hand (ein weltweit gefragtes Souvenir)... Ausgelassen werden die Autos und Besatzungen kommentiert und fotografiert. Es dauert knappe 2 Stunden, bis der Großteil der Teilnehmer durchgefahren ist. Endlich Zeit für eine Pizza und Erholung von dem Spektakel Mille Miglia.
Obwohl ich schon so oft dabei war, ist es auch dieses Mal so, dass das Spektakel noch lange nachhallt.
Alle Gäste scheinen in sich gekehrt, lassen die Mille Miglia durch die Fotos und Videos auf ihren Mobiltelefonen nochmals vorbeiziehen. Zum Glück geht es Abends zum gemeinsamen Abendessen in eine der besten, charmantesten Trattorias, die ich kenne.
Carla erwartet uns in der Bottega di Volpaia und verwöhnt uns mit Trüffel Tagliatelle, Salbei Ravioli, Involtini usw. Mit jedem Glas Renzo Marinai (Geheimtipp: eine der besten Rotweine aus dem Chianti) steigt der Lärmpegel meiner Gruppe. Jeder will noch das schönere, seltenere Fahrzeug gesichtet haben. Die Gäste wollen wissen, welche Nostalgic Reise sie als nächstes machen sollen? Ob denn die andere Reise ähnlich beeindruckend sind? Wie sich die Reise zur Mille Miglia von der Reise zum Gran Premio Nuvolari unterscheidet?
Ich schmunzle... Wie jedes Jahr hat der Mille Miglia-Virus neue „Opfer“ gefunden.
Wie sagt man so schön: nach der Mille Miglia ist vor der Mille Miglia… Ich hoffe, ich bin wieder mit von der Partie, wenn die Oldtimerreise zur Mille Miglia erneut durch die Toskana rockt.
Ihr Ludwig Zoller
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