Goodwood Revival: Ein Event der Superlative, das jedes Jahr uns Oldtimer-Enthusiasten und Modebegeisterte in seinen Bann zieht. In der malerischen Landschaft von West Sussex, England, erwacht die Vergangenheit zu neuem Leben. Aber was macht dieses Event für mich so besonders? Ein Blick auf die Geschichte des Goodwood Revivals, die Bedeutung der Mode und die einzigartige Atmosphäre offenbart die Faszination dieses außergewöhnlichen Ereignisses.
Goodwood liegt eine gute Autostunde südlich von London, von Goodwood bis zum Ärmelkanal sind es nochmals ca. 30 Autominuten. Die Ländereien von Goodwood sind seit über 300 Jahre im Besitz des Duke of Richmond. Seinerzeit unehelicher Sohn des englischen König Charles II. Im Zentrum des 12.000 Hektar großen Geländes befindet sich Goodwood House, der Landsitz des Dukes. Das weitläufige Gelände beherbergt nicht nur einen weltberühmten Pferderennplatz, sondern auch einen Flughafen, ein Motorenwerk von Rolls Royce und eine Rennstrecke, den Goodwood Circuit. Auf dem Goodwood Circuit findet alljährlich im Spätsommer das Goodwood Revival statt.
Hausherr und Eigentümer der weitläufigen Besitztümer von Goodwood ist der 11. Duke of Richmond, Charles Gordon-Lennox. Als er in den 90er Jahren sein Erbe antrat, verwandelte er Goodwood in das Mekka des historischen Motorsports. Das Goodwood Members Meeting im Frühling, das Goodwood Festival of Speed im Sommer und das Goodwood Revival im Herbst bringen alljährlich Hundertausende Fans des historischen Motorsports nach Goodwood.
Die Royal Air Force suchte im 2. Weltkrieg nach einem geeigneten Gelände, um einen Militärflugplatz zu bauen, der nah am Ärmelkanal liegt. Die Wahl fiel auf die Ländereien von Goodwood und als guter Patriot willigte der Duke ein und der Flughafen wurde gebaut.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieg gab es keine Verwendung mehr für den Flughafen. Der Vater des heutigen Dukes war Motorsport begeistert und nutzte die vorhandene Infrastruktur an Hangars und Landepisten, um eine Rennstrecke daraus zu bauen. 1948 wurde die Rennstrecke offiziell eröffnet und wurde schnell zur wichtigsten Rennstrecke Englands. Bis in die 60er Jahre wurde auf dem Goodwood Circuit hochklassiger Motosport organisiert. Danach verlagerte sich der Motorsport auf die neue Rennstrecke in Silverstone, wo bis heute Formel 1 Rennen ausgetragen werden.
1998 wurde die Rennstrecke vom jungen Duke Charles Gordon-Lennox behutsam renoviert. Die Boxengasse und die alten Flugzeug Hangars wurde originalgetreu restauriert, um den Vintage Flair der 50er Jahre zu erhalten. Auch die Rennstrecke selbst wurde nicht durch moderne Saftey Standards verunstaltet, sondern originalgetreu renoviert mit Strohballen und Reifenstapeln als einzige Sicherheitsmaßnahmen. Damit war der Goodwood Circuit die perfekte Bühne, um ein Festival auszurichten, das historischen Motorsport und das Flair der 50er und 60er Jahre feiert, das Goodwood Revival war geboren.
Alljährlich wird während des Goodwood Revival die goldene Ära des Motorsports zelebriert, und alte Haudegen donnern mit legendären Rennwagen über die Piste in Goodwood. Zum Glück wurde bei der Renovierung auch die Streckenführung nicht wesentlich verändert. Die wichtigsten Streckenabschnitte sollte man als Besucher kennen:
Madgwick Corner: die erste mittelschnelle Rechtskurve nach der Startlinie
Fordwater: eine schnelle Linkskurve, hier wird am Limit des Grips gefahren
St. Marys Corner: technisch anspruchsvolle Links-Rechts-Kombination
Lavant Straight: eine lange Gerade, auf der Höchstgeschwindigkeiten erreicht werden
Chicane: ein enge Rechts-Links-Kombination vor der Start/Ziel-Geraden
Alljährlich Anfang September pilgern Freunde historischen Motorsports und Vintage-Begeisterte nach Goodwood zum Goodwood Revival. An drei Tagen von Freitag bis Sonntag kann man das unvergleichliche Flair von Goodwood erleben: der Geruch von Benzin und Motoröl liegt in der Luft, das Brüllen der alten Zwölfzylinder wechselt sich ab mit dem Klang von Swing und Jazzmusik.
Das Datum des Revivals wird in der Regel gemeinsam mit dem Termin für das Festival of Speed kommuniziert. Das Festival of Speed ist immer am Wochenende vor oder nach dem Formel 1 GP in Silverstone. Beide Termine werden direkt im Anschluss an das Festival of Speed bekannt gegeben. Der Ticketverkauf startet im November, man kann sich auf der Veranstalterseite für den „Tickets Alert“ mit der E-Mail registrieren lassen und bekommt zeitnah eine Nachricht, wenn der Ticketverkauf startet.
Für jeden der drei Tage kann man Einzeltickets kaufen (General Admission), die Kosten liegen bei ca. 80€ pro Person und Tag, es gibt „early bird“ Rabatte auf die Eintrittstickets. Es macht Sinn über Zusatzpakete nachzudenken, da der Zugang zu den Rennen, dem Paddock, der Boxengasse limitiert ist. Man kann die Rennen an verschiedenen Stellen des Circuit verfolgen, aber für Tribünenplätze (es gibt sonst nur Stehplätze) braucht es Zusatztickets (Grandstand), möchte man den Paddock besuchen, gibt es ebenfalls Zusatztickets zu kaufen.
Auf dem ganzen Gelände gibt es Food Trucks und z.T. sehr stylische Büdchen, wo man sich mit Getränken und Essen versorgen kann. Die Qualität ist gut und es gibt fast überall Bänke und Sitzmöglichkeiten, man muss also nicht im Stehen essen.
Wer es komfortabler möchte, kann sich Hospitality-Pakete genauer anschauen. Damit kauft man nicht nur Zugang zu Tribünenplätzen, Boxengasse, Paddock etc., sondern auch Frühstück, Mittagessen und Versorgung mit Getränken während des ganzen Tags in einem eleganten Ambiente. Die Pakete sind nicht günstig und kosten je nach Leistungsumfang bis zu 1.000 € pro Tag.
Eintrittstickets dürfen nicht mit Aufschlag verkauft werden, deswegen ist es eigentlich egal, wo man diese kauft. Am einfachsten auf der Veranstalter Homepage im Ticketshop bestellen und bei den Eintrittstoren in Goodwood abholen. Man kann sich die Tickets auch zuschicken lassen, evtl. muss aber eine Gebühr (Zoll) entrichtet werden.
Grundsätzlich gilt, je näher an Goodwood die Unterkunft liegt, desto besser. Unserer Erfahrung nach sind aber die guten Unterkünfte in und um Goodwood für Sponsoren, VIPs lange im Voraus geblockt. Die Anfahrt aus London dauert ca. 2 h aus den näher gelegenen Küstenorten wie Portsmouth nur 30 Minuten. Es gibt lange Staus bei der Zufahrt zu Goodwood, versuchen Sie die Ankunft zwischen 9:00-10:30 zu vermeiden und kommen Sie vorher nach Goodwood.
Für das Goodwood Revival gibt es ein Komitee, das die teilnehmenden Fahrzeuge auswählt, die Rennkategorien zusammenstellt und das Programm kuratierter. Den Vorsitz des Komitees hat der Duke von Richemont inne. Jedes Jahr sucht man ein neues Motto, unter das man die Veranstaltung stellt und orientiert die Rennkategorien und Auswahl der teilnehmenden Fahrzeuge auch danach. Man kann sich als Besitzer eines wertvollen, seltenen Fahrzeugs bewerben, der Großteil der teilnehmenden Fahrzeuge wird aber durch die persönliche Einladung des Dukes zur Teilnahme bewegt. Grundsätzlich sind die Auswahlkriterien: historische Relevanz, Originalzustand, Seltenheit und Rennhistorie, Balance der Rennklassen und Bekanntheit des Autobesitzers.
Beim Revival 2023 wurde der 100. Geburtstag von Carol Shelby mit einer eigenen Trophy gefeiert. Unter anderem war der legendäre Ford GT40 Mk II dabei, der von Shelby entwickelt 1966 die Siegesserie von Ferrari in Le Mans durchbrach. Das Husarenstück wurde von Hollywood auf Zelluloid gebracht. Matt Damon in der Rolle des Shelby Cobra in „Le Mans 66“ gewann mehrere Oscars. Ein sehr seltener Ferrari 250 SWB „Breadvan“ war das Spitzenfahrzeug beim Lavant Cup 2023.
Die GT-Spitzenfahrzeuge fuhren 2024 zu Ehren Sir Stirling Moss in der Stirling Moss Memorial Trophy um den Sieg. Die superteuren Ferraris waren chancenlos gegen den Aston Martin DB4 und die AC Cobras.
Das Goodwood Revival beginnt für Besucher am Freitag und endet am Sonntag. Das dargebotene Programm an den drei Tagen unterscheidet sich nur in den Rennserien, die stattfinden. Am Freitag finden die ganzen Trainingsläufe statt, die Besucher können also alle Fahrzeugkategorien beim Kampf um die Poleposition beobachten. Die Rennen verteilen sich auf Samstag und am Sonntag, die wichtigsten finden am Sonntag statt. Die Flugshows finden verteilt auf die drei Tage meistens in den Rennpausen statt.
Die Rennkategorien und Namen der Serien ändern sich jedes Jahr ein Wenig, da es immer ein Jubiläum gibt, das der Rennserie den Namen gibt, der Veranstalter andere Schwerpunkte setzt und Abwechslung bei den teilnehmenden Klassikern haben möchte. Einen Höhepunkt wie das Shoot-out beim Festival of Speed gibt es nicht. Die einzelnen Rennserien unterscheiden sich durch die Seltenheit und den monetären Wert der teilnehmenden Fahrzeuge und insofern ist die Rennserie der GT-Fahrzeuge mit den Ferraris, Aston Martins, Jaguar, AC Cobras und Ford GTs vielleicht die spektakulärste Rennkategorie. Diese Klassiker repräsentieren vielleicht am besten die Blütezeit und goldene Ära des Motorsports.
Goodwood hat eine tolle App für alle gängigen Mobiltelefone, mit der man seinen Besuch des Revivals planen kann, dort sind alle Rennserien, die teilnehmenden Fahrzeuge und die genauen Uhrzeiten der Rennen aufgelistet. Da die Strecke immer wieder von verunfallten Rennwagen gesäubert werden muss, verändern sich die Startzeiten meistens deutlich mit fortgeschrittenem Tagesverlauf.
Wer es ohne großen Trubel beschaulicher mag, sollte das Goodwood Revival am Freitag besuchen, da man alle teilnehmenden Fahrzeuge sehen kann und eigentlich nichts Wichtiges verpasst. Die exklusivsten Rennserien finden am Sonntag statt. Es gibt sehr viel zu sehen und zu erleben, deswegen würde ich empfehlen zwei Tage für den Besuch einzuplanen.
Man kann das Revival auch in Alltagskleidung besuchen, es gibt keinen Zwang, sich auf bestimmte Art und Weise zu kleiden. Allerdings widerspricht es dem Geist und Flair des Goodwood Revivals, wenn man in Alltagskleidung das Festival besucht. Durch das Tragen von Vintage-Kleidung wird man Teil der Gemeinschaft und trägt aktiv dazu bei den Flair einer Rennsportveranstaltung der 50er Jahre zu verbreiten.
Das Goodwood Revival ist wesentlich mehr als nur ein Autorennen – es ist vielmehr eine Hommage an eine Epoche, die von einem ganz besonderen Lebensgefühl und Ästhetik geprägt war. Es waren Jahre voller Optimismus, Hoffnung und Aufbruchsstimmung. Es gab einen langanhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung und eine ausgeprägte neue Jugendkultur mit Rock ‘n Roll und sexueller Revolution.
Lederjacken, Petticoats und Miniröcke wurden zum Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins. Der Rennsport war geprägt von technischen Innovationen, spannenden neuen Rennserien und legendären Fahrern. Der Motorsport war noch nicht vollständig kommerzialisiert, stand für Abenteuer, Risiko und Freiheit und die Rennfahrer wurden zu Ikonen der Jugendbewegung und Fashionvorbildern.
Der Zugang zum zentralen Paddock ist nur in entsprechender Kleidung (Jackett und Krawatte sind Pflicht) möglich, alle anderen Bereiche des Goodwood Revivals können auch in Alltagkleidung betreten werden.
Der Goodwood Revival Dresscode lässt sich in drei unterschiedliche Stile einteilen:
Slick Urban Look: Männer tragen schlanke, gut geschnittene, körperbetonte Anzüge, schmale Krawatten, polierte Lederschuhe und akkurat frisiertes Haar.
Gentrified Country Style: dieser Stil wird von der ländlichen Jagd- und Freizeitkleidung geprägt und Männer tragen Wachsjacken, Tweed-Blazer, Cordhosen und karierte Hemden.
Military Aesthetic: Engländer sind sehr Stolz auf ihre Luftwaffe, die „Royal Air Force“ und deswegen wurde die Mode der 50er Jahre auch davon geprägt. Passende Outfits für Männer sind Bomberjacken, Fliegerbrillen, Cargohosen und Parkas, am besten in Khakifarben oder Olivgrün.
Passende elegante Revival Outfits für Ladies wären Bleistiftröcke, Etuikleider in gedeckten Farben Grau, Marineblau, Schwarz und Weiß, Stilettos und Pumps waren angesagt und elegante Mäntel mit schmalen Schnitten und großen Kragen. Ein passender Hut, eine dezente Ledertasche und eine Perlenkette, fertig ist der perfekte Look für das Goodwood Revival.
Wer Outfits im Countrystyle bevorzugt trägt Jacken und Röcke aus Tweedstoff, Wachsjacke und feine Strickpullover. Blusen mit Stehkragen in Kombination mit Strickjacke und generell Tartan und Karo-Muster werden gerne getragen. Das Schuhwerk darf gerne sehr rustikal sein, Gummistiefel, Reitstiefel oder Brogues wären passend.
Im Militärstil gibt es auch für Frauen einige passende Goodwood Revival Outfits: Fliegerjacken aus Leder und Pelzkragen werden kombiniert mit Cargohosen und Schnürstiefeln. Grobe Stoffe werden mit femininen, taillierten Schnitten ladylike gemacht.
Ein Besuch beim Goodwood Revival ist wie eine Reise in die Vergangenheit, die du nie vergessen wirst. Mit der richtigen Vorbereitung und diesen nützlichen Tipps wird dein Erlebnis unvergesslich. Tauche ein in die Welt des historischen Motorsports, genieße die Mode und die Atmosphäre und lasse dich von der einzigartigen Stimmung des Goodwood Revival verzaubern.
Entspannt und mit exklusiven Einblicken kann man das Goodwood Revival mit Nostalgic erleben. Denn wir ersparen Ihnen die nervenaufreibende Reiseplanung. Bei unserer Reise sind Sie der VIP.