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"Nur der Hintern war Zeuge"

Alfa Romeo feiert 100. Geburtstag. Ein Grund für RONDO, das Alfa-Museum bei Mailand zu besuchen und den Zündschlüssel einer Giulia Spider aus dem Jahre 1964 zu drehen.

Ihr dickes Blech ist schwarz wie Anna Magnanis Haar, ihre Lederpolster rot wie Campari. Statt einer Dauerwelle hat sie Nockenwellen, und in ihren Felgen spiegelt sich an diesem Morgen der Lago Maggiore. Wäre man Hutträger, man würde es in diesem Moment Henry Ford gleichtun. Es geht die Mär, dass er vor jedem Alfa Romeo seinen Hut zog.

Da steht sie also, die Giulia Spider 1600 - ein Cabrio aus dem bunten Bilderbuch italienischer Designgeschichte. Ihr Zulassungsschein sagt, dass sie im April 1964 die Straßen Italiens erblickte. Sydney Poitier erhält in diesen Tagen als erster schwarzer Schauspieler einen Oscar, der Ohrwurm der Stunde lautet "Komm gib mir deine Hand" der Beatles. Das Alfatier gehört zur Flotte der Münchner Agentur Nostalgic, die mit ihren mittlerweile 25 Alfa-Oldtimern Dolce-Vita-Wochenenden in der Toscana, auf Sizilien, an der Côte dAzur oder anderen, nicht unangenehmen Gefilden anbietet.

Wird schon das Einsteigen zu einem schüchternen Akt, klopft das Herz beim Drehen des Zündschlüssels noch ein paar Takte schneller. Behäbig wie eine gerade munter gewordene Katze setzt sich die Giulia in Bewegung. Aus ihrem tiefen Grummeln wird bei näherem Kennenlernen ein Schnurren. Auf Touren gebracht, lässt sie das eine oder andere Brüllen hören. Es ist ein gutmütiges Brüllen. Radio ist in dem Meisterwerk von Armaturenbrett keines zu finden. Das ist gut so. Die 1570 ccm unter der Motorhaube sind ein Sounddesign-Orchester von Weltklasse. Gezählt werden nicht Kilometer, sondern Zypressen und winkende Passanten.

Braust man entlang der Kurven Richtung Mailand, ist es, als hinge man an einer Infusionsflasche, aus der ein Schlager von Adriano Celentano tröpfelt, "Cosi no?" zum Beispiel. Die Giulia wird nicht gefahren, sie fährt einen, der eigene Hintern ist Zeuge. Der Beifahrer Salvatore Viola aus Palermo kommentiert das „Roaaar" des Julchens mit einem „Wooow" und will trotz der Tatsache, dass man gerade einen Leichenwagen ohne Sarg überholt hat, nicht aussteigen. So mancher Italiener befürchtet nach einer solchen Begegnung angeblich das Schlimmste. Für alle Fälle sucht Salvatore nach Sicherheitsgurten. Er sucht vergeblich. Hauptsache, er will nicht ans Steuer.

Sagen Sie nicht Auto zu ihr, Julchen vielleicht, aber niemals Auto. Der Designer Pininfarina nannte die sehr ähnliche kleine Schwester der Giulia, die Giulietta Spider, voller Respekt „la signorina".

Französischer Zündfunke

Alfa Romeo ist ein Mythos. Und ein Mythos hat Geschichte: Wer glaubt, Alfa Romeo sei pures Italien, hat im Prinzip recht, abgesehen von der Tatsache, dass ausgerechnet ein Franzose diesem Mythos zumindest seinen Zündfunken gab. Alexandre Darracq baut im Jahre 1906 eine Autofabrik in Portello, muss aber schon bald zusperren. Der Laden wird am 24. Juni 1910 vor einer Gruppe lombardischer Geschäftsleute übernommen. Sie gründen die Gesellschaft „Anonima Lombarda Fabbrica Automobili", kurz A.L.F.A. Das war der Start für ein Unternehmen, dem eine beispiellose Modell- und Renngeschichte bevorstand. Der Name Romeo hat übrigens bei aller Verliebtheit in dieser Geschichte rein gar nichts mit Shakespeares tragischem Jüngling aus Verona zu tun. Es war Nicola Romeo, ab 1918 der neue Boss bei Alfa, der dem Unternehmen seinen zweiten Namen gab.

Eine Spur zum Mythos Alfa führt ins „Museo Alfa Romeo" in Arese bei Mailand, wo ab 1961 auf zweieinhalb Millionen Quadratmetern Alfas gebaut wurden, auch das schwarze Julchen, das vortrefflich auf den Parkplatz vor dem Museum passt. Schon seit Jahren ist es auf dem Gelände gespenstisch ruhig, nur noch das Museum und das historische Archiv sind hier untergebracht. Die Fahrt am uniformierten Portier vorbei gibt aber dennoch eine Ahnung davon, welche bedeutende Schranke man gerade passiert, während der Vergaser der Giulia ein bisschen hüstelt. Das Museum auf sechs Stockwerken und 5000 Quadratmetern ist die Schatzkammer von Alfa. Die Kronjuwelen bestehen aus 120 Wagen im Museum und gut 140 in den Kellern des Gebäudes.

Nicht nur die hier gezeigten Autos werden zur Zeitreise, auch das Museum dürfte sich seit seiner Eröffnung im Jahre 1976 kaum verändert haben. Hier gibt es keinen Shop, keine Audio-Guides, keine Bildschirme - nicht mal Postkarten. Dafür gibt es diese Frau an der Kassa, sie scheint wie von Fellini geliehen. Dass es trotz des Fotografierverbotes pausenlos blitzt, ignoriert sie nicht einmal. Den Hinweis, dass sich die Website des Museums www.museoalfaromeo.com im Vorfeld des Besuchs nicht öffnen ließ, lässt sie ihre Schultern bis zu den Ohrläppchen
hochziehen. Lässt man die Signora mit dem guten Gefühl hinter sich, dass es die abgebrühte, italienische Mama noch gibt, erblickt man schließlich die Schätze, die diesen Ort zum Graceland und Lourdes der Alfisti machen.

Dort steht der allererste Alfa, der "24 HP Torpedo" von 1910, der mehr an die Kutsche der Waltons erinnert als an ein Geschoß. Zwei italienische Schulklassen hängen an den Lippen einer jungen Frau in Hellblau, die durchs Museum führt. Die Schüler scheinen zufrieden zu sein, mit diesem Stück Italia. Zumindest ist es erstaunlich still für eine Meute italienischer Pubertierender. Gleich hinter der Menschentraube steht der „Alfa 40/60 Aerodinamica" von 1914, ein fast futuristisch anmutendes Gefährt. Man könnte auch sagen, eine silberne Gondel mit Bullaugen. Schritt für Schritt lässt sich so diese Zeitmaschine durch die Automobilgeschichte bedienen.

Tollkühne Männer

Einige dieser Autos, erfährt man von einem Besucher, wären gut und gern 2,5 Millionen Euro wert. Er sagt das hinter vorgehaltener Hand. Weiter geht es zu den großen Modellen der 1930er-Jahre wie dem „6C 2500 Sport". Tiefer im Gebäude parken die Flundern „Carabo" aus 1969 und „Caimano" von 1971 oder eine ganze Horde von Rennwagen, die hier ganz entgegen ihrer Bestimmung wie eingefroren ruhen. Zu sehen sind auch Plakate, auf denen tollkühne Kerle wie Derek Bell große Schampusflaschen schütteln. Am Ausgang trifft man dann noch vier Modelle aus der aktuellen Alfa-Kollektion, darunter der kleine Mito. Alle sind sie hier versammelt, bis auf Julchen in Schwarz. Das wartet brav auf dem Parkplatz. Und einen Bewacher hat es auch: Beifahrer Salvatore übt schon das Mastroianni-Lächeln für die nächste Etappe Richtung Ascona - freilich am Nebensitz.

Im Fenster des Museums thront das Alfa-Logo: Ein rotes Kreuz auf weißem Grund steht für das alte Mailänder Stadtwappen. Die mäandernde, gekrönte Schlange, die einen Sarazenen verputzt, soll an die Kreuzzüge erinnern. Umschlossen wird all das von einem dunkel blauen Band. Manche Modelle aus dem Hause Alfa, das 1986 unter das Dach von Fiat kam, werden auch von einem vierblättrigen Kleeblatt geziert. Der Rennfahrer Ugo Sivocci vertraute besonders auf diesen Glücksklee. Am 8. September 1923 verunglückte er im Training in Monza tödlich. An diesem Tag war das „Quadrifoglio Verde" noch nicht auf seinem neuen Rennwagen angebracht worden.

Auch Walter Laimer ist eine Option, dem Mythos von Alfa Romeo nachzuspüren. Gemeinsam mit Partner Gert Pichler gründete der gebürtige Südtiroler die bereits erwähnte Nostalgic GmbH & Co KG. „Ich habe meinen Wehrdienst als Mechaniker bei der italienischen Polizei in Bozen absolviert. Die hatten noch Alfettas und ausrangierte Giulias - ein Traum. Außerdem fuhr mein Vater immer Alfa. Und jedes Kind, dessen Eltern Alfa fuhren, erkannte schon am Motorengeräusch, wann Mama und Papa nach Hause kamen. Ich erinnere mich an die Geschichte, als mein Vater eine Giulia Super 1600 gekauft hat. Die kostete damals 1,995.000 Lire. Für die 5000 Lire, die er übrig hatte, konnte er noch volltanken. Als er seinen letzten Alfa verkaufte, war das eine Tragödie", erzählt Laimer, ehe man ihn bremsen muss. Den Schmerz bezüglich Papas letzten Alfas dürfte er überwunden haben angesichts des Alfatierchen-Rudels von Nostalgic. Sein neuester Stolz ist eine kirschrote Giulia GTC 1600.

Laimer und seinem Kompagnon ist natürlich bewusst, dass sie in Zeiten, in denen Bundeskanzlerin Merkel Autohersteller und Energieunternehmen zu einem Elektroautogipfel ruft, in Sachen Umweltschutz etwas vorzuweisen haben. „Es gibt die Firma ,Green Miles, die unseren jährlichen CO2- Ausstoß ermittelt. Diese Werte werden umgerechnet, daraus ergibt sich eine Prämie, die jedes Jahr in Klimaschutzprojekte investiert wird", erklärt Laimer. Das macht den Abschied von Giulia nach ein paar hundert gemeinsamen Kilometern zwar nicht wirklich leichter, nährt aber die Hoffnung, dass man eines Tages wieder diesen Schlüssel drehen darf, um ein Stück großer Automobilgeschichte wachzukitzeln. Hintern und Ohren, das weiß man nun, sind die geeignetsten Instrumente, dem Mythos Alfa sehr nahezukommen.

Text: Michael Hausenblas

14. Mai 2010

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