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"Mit Zwischengas in den zweiten Gang"

Im alten Alfa Giulietta zu neuer Lebensfreude – Eine andere europäische Kulturgeschichte auf Sizilien erfahren.

„Amore, Amore!“ riefen die beiden älteren italienischen Herren am Wegesrand und winkten verzückt. Eine Erscheinung war in ihr Leben getreten, und sie wurden wieder die Jünglinge, die sie einmal waren. Alles Schwere und Langsame fiel von ihnen ab, in der Begeisterung wurden sie leicht wie die Luft und hell wie das Licht. In ihren Augen glänzte eine Zeit, die nicht mehr ist, deren Zauber aber sich heute stärker denn je verbreitet.

Zugegeben, die Damen in den Cabrios zogen den bewundernden Blick des Passanten auf sich, aber selbst die männliche Eitelkeit bestand darauf, dass weibliche Schönheit nicht allein die Wunder am Wegesrand vollbracht hatte. Es war buchstäblich viel zu offensichtlich, dass wir uns in einem Fluidum bewegten, das Glanz, Sehnsucht und sehr viel Nostalgie ausstrahlte – auf die Zuschauer am Straßenrand und nicht weniger auf uns. Und damit beginnt die Geschichte einer Verwandlung, von der man manchmal vielleicht träumt, von der man aber im Traum noch ganz sicher weiß, dass sie für immer ein Traum bleiben muss.

Sagen wir es so, wie es war: Als wir die roten Giulietta Spider auf einem ganz prosaischen Parkplatz an der Küstenstraße Siziliens unterhalb Taorminas erblickten, schlug das Herz höher, und es erfasste uns eine Art Rührung, zu vergleichen mit dem Gefühl, mit dem wir aus dem Abstand vieler Jahre das Foto einer Jugendliebe betrachten – mit dem Unterschied, dass die Jahre gleich ausradiert sein sollten. Aber das ahnten wir noch nicht, voller Bewunderung für die schlichte Eleganz dieser Wagen, die nur in der Sonne des Südens zur Geltung kommt und doch einst auf Insistieren eines amerikanischen Autoimporteurs erst geschaffen wurden. Wie sie da so anmutig standen, waren sie merkwürdig vertraut, so oft haben wir sie in italienischen und französischen Filmen aus den fünfziger und sechziger Jahren gesehen. „La Signorina“, das Fräulein, nannte man diesen Wagen, als er 1955 auf dem Pariser Autosalon vorgestellt wurde. Grace Kelly saß in diesem Wagen, dessen Versprechen die Leichtigkeit des Seins ist und um so kontrastreicher tragisches Schicksal und Liebesleid die Serpentinen hoch- und runterfahren lässt. Auch Sophia Loren und Marcello Mastroianni.

Die strahlenden Schauspielerinnen und Schauspieler von einst sind matt und grau geworden und mussten das Spiel an andere abgeben. Diese Filmhelden auf vier Rädern aber sehen aus wie damals: Sie glänzen, sie flirten mit dem Betrachter und sind augenblicklich zu einer Entführung aus reiner Liebe bereit. Dabei veranstalten sie kein Spektakel, sondern sind einfach das immer wieder erneuerte Versprechen reiner Gegenwart. Wer könnte widerstehen?

Am Nachmittag zuvor, beim Betrachten der Ruinen des Teatro Greco, hinter dem in der Ferne der Ätna aufragt, ist eine Phantasie entstanden, eine Ahnung, wie Kunst und Natur einst aufeinander gestimmt sein mochten, wie das Komische und das Erhabene sich versöhnte und verband, wie einmal die reine Proportion die Umgebung in einem Gleichklang schwingen ließ, der den Menschen ohne Zwang mit allem um ihn herum in eins setzte. Alle Wut, alle Trauer mochte versiegt sein und einem einzigen stillen Gefühl Raum gegeben haben. Die Umwelt, soviel verstehen wir, ist Ästhetik oder sollte doch so sein. Und diese ästhetische Umwelt, geschaffen und geformt mit dem Blick auf Wesentliches, wirkt auf die Menschen zurück. Sich selbst zu erschaffen ist zweite Natur. Und in dieser zweiten Natur wird ebensoviel, wenn nicht mehr als in der ersten Natur gesündigt. Wir übten in dem Alfa Romeo also bußfertig tätige Reue und nahmen uns vor, dem Wagen gerecht zu werden.

Von der antiken Stätte nach Taormina hinein möchte man gleich neidisch werden auf die Veteranen des Kaisers Augustus, die hier in einer Kolonie angesiedelt wurden. Wie eine Waage liegt der Corso, die Hauptverkehrsstraße der nahezu autofreien Stadt, zwischen der Porta Catania und der Porta Messina. Auch wenn die Filialen großer Modemarken und anderer Unternehmen das Terrain weitgehend unter sich aufgeteilt haben und so die vertraute Einförmigkeit auch hier eingezogen ist –Atmosphäre und Flair sind nicht verflogen, und man möchte gern in den schönen Irrglauben verfallen, dass die mehr als eine Million Reisenden, die Taormina jedes Jahr besuchen,
von dem Städtchen und der Landschaft ganz absorbiert werden, dass sie ihrer Umgebung durch einen geheimen Mechanismus sanft angepasst werden und so niemand hier fehl am Platz sein kann.

Der erste Griff tastet nach der Sitzeinstellung. Da gibt es ein Vor und Zurück, und ansonsten passt man sich der Form an. Der zweite Griff führt nach jedem Einsteigen zum Sicherheitsgurt. Er fehlt, er war nie da. Der dritte Griff gilt dem Schaltknüppel. Die Gänge lassen sich wunderbar knackig einlegen, und längst wieder zu Hause, geht die Bewegung immer noch dorthin, wo bei der Giulietta Spider der Rückwärtsgang liegt. Es ist an diesem spät herbstlichen Morgen angenehm warm, um die zwanzig Grad, und die kleine Gruppe der sechs Spider macht sich gut ausgerüstet mit Getränken und passenden Kappen als Sonnenschutz auf die Fahrt hinauf zum Ätna. Eine Fahrt, die keiner vergessen wird, weil Naturschauspiel und Performance der Alfa Romeo Spider, um es mit einem Begriff aus dem Motorsport zu sagen, miteinander um die Wette eifern, und die Fahrer in dieser Konkurrenz von Anmut, Größe und Überraschung mal dieser, mal jener Seite zuneigen.

Selbst wenn der Motor abgestellt ist, endet dieses Spiel keineswegs. Dann nämlich ist die Karosse ein koketter Farbtupfer, der den schwarzen Vulkan lächeln lässt. Zu diesem Zeitpunkt liegen aber schon viele Kilometer hinter uns, die uns das Fräuleinwunder aus Italien so nahe brachten, dass wir es nicht nur wegen seiner Schönheit bewundern, sondern auch wegen seines Charakters schätzen lernen.

Über das Anlassen des Motors, der kein Soundmanagement brauchte, gehen wir einmal hinweg, als sei es ein Klischee. Es sei nur versichert, dass alle Beschreibungen dazu mit Recht Klischee geworden sind – weil wahr ist, was dahintersteckt. Dieser Ton ist Musik wie Adriano Celentanos „Azzurro“, ist neben dem eingelösten Versprechen der Schönheit und ewigen Gegenwart der Reiz einer Stärke, die sich nicht nach absoluten Pferdestärken misst. Das Fräulein Giulietta hat keinerlei Babyspeck und braucht keine enormen Muskeln, um leichtfüßig die Gassen zu durcheilen und sich mit der Freude an der schieren Bewegung die Serpentinen hinaufzubewegen.

Und die Kunstschätze, ging es mir durch den Sinn, die Geschichte, Friedrich der Zweite, die Archäologie, der Zusammenklang der Kulturen von Abend- und Morgenland? Alles vergessen angesichts der nächsten Haarnadelkurve, die man ohne hydraulische Bremskraftverstärker nehmen muss; unbedeutend angesichts der Herausforderung, mit Zwischengas sanft und doch
druckvoll vom dritten in den zweiten Gang herunterzuschalten. Ist das die kultivierteste Form der Ignoranz? Solche Fragen fallen denen, die dabei waren, wirklich erst zu Hause ein, bei der Rückverwandlung in den Benutzer der A 5 im Stopp and Go vor dem Offenbacher Kreuz. Unterwegs, das war eine andere Geschichte, eine Kulturgeschichte eigenen Rechts.

Die Verwandlung, von der schon die Rede war, versetzte uns tatsächlich in eine Zeit, in der die zaghaften Anfänge europäischer Sozialreform in den dreißiger Jahren mit bezahltem Urlaub und einer rechtlich und finanziell verbesserten Stellung der Arbeiter und Angestellten sich mit der Massenindustrialisierung der fünfziger und sechziger Jahre verband und in einer Demokratisierung des Lebensgenusses gipfelte; deren Schattenseite war auch deshalb noch nicht unmittelbar sichtbar, weil sich diese neue Kultur erst allmählich auf breiter Front durchsetzte. Man fährt also nicht mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit, sondern mit dem Alfa in die frühe Europazeit zurück. In ein Europa, das im nachhinein idyllisch erscheint. Die Nationen waren zwar nach dem Weltkrieg auch nicht mehr richtig bei sich, aber, von den Deutschen abgesehen, sie bemerkten es noch nicht und lebten ihre Eigenarten nicht zuletzt im Automobil aus. In Frankreich, das die funkelnde höfische Kultur noch stets mit kriegerischem Geist verbunden hatte, entstand neben der göttlichen DS, der Déesse, auch ein Major, und in Opel-Deutschland freute man sich an der klaren Hierarchie von Commodore, Admiral und Kadett.

In Italien aber herrschte der Frühling einer charmanten Selbstvergessenheit, die bis heute nicht ausgelöscht ist. Und so erfährt man wahrhaftig ein Stück europäischer Geschichte, wenn man über die Insel fährt. Während heute im europäischen Automobilbau fast überall Arbeitsplätze verloren gehen, bewegt man sich mit den legendären Alfas in eine Zeit, da diese Industrie gerade ansetzte, zu einem Schlüssel der europäischen Nachkriegsgesellschaften zu werden. Etwas von dieser Stimmung geht auch heute auf die Fahrer über. So also kann es sich anfühlen, wenn uns die Lust am Leben ergreift. Warum über den Wolken auf das Verschwinden aller Sorgen hoffen, wenn es auf der Erde so schön möglich ist. Ohne ABS und ESP, aber auch ohne doppelte Sicherheitskontrollen vor dem Einsteigen wird man durch das Gefährt, das schnell zum Gefährten wird, auf eine Reise in ein anderes mentales Land, in eine andere mentale Zeit mitgenommen.

Diese Euphorie-Reise wirkt lange nach – und macht zu Hause noch einmal richtig klar, in welch graues Depressionsloch wir uns gehockt haben im europäischen Alltag zwischen Vogelgrippe, Arbeitslosigkeit und Klimakatastrophe. Der Alfa Spider der frühen sechziger Jahre, der noch meilenweit von der späteren Alfa Misere entfernt ist, hat eine besondere Aura, die niemanden ganz unberührt lässt: als das Auto des Optimismus, des Aufbruchs und der Freiheit –und dabei doch von großer Zuverlässigkeit.

So werden es auch die beiden jungen Unternehmer der vor zwei Jahren gegründeten Firma „Nostalgic“ empfunden haben, die, einmal verzaubert, den Mut gefunden haben, andere an dieser Verzauberung teilhaben zu lassen. Denn auch in Sizilien wachsen die Alfas nicht wie Zitronen an den Bäumen, und man kann sich leicht den logistischen Aufwand vorstellen, gut erhaltene Exemplare der Alfa Giulietta in ausreichender Zahl zu finden und in die Toskana, an den Bodensee oder eben nach Sizilien zu bringen. Auch dies ist eine Geschichte der Verwandlung, von der man gern so viel mehr als deutsche Wirklichkeit erleben würde. Walter Laimer und Gert Pichler jedenfalls waren mehr oder weniger zufrieden in ihren auskömmlichen Büroberufen, als sie sich für das Leben mit dem „Fräulein“ entschieden.

Es war ein Risiko, so wie es ein Risiko sein mag, ohne ESP zu fahren. Aber dieses Risiko wurde durch die Faszination wettgemacht, die auch auf andere wirkte und so den beiden Unternehmern wichtige Helfer bescherte. An erster Stelle Daniel von Busse, ein engagierter Karriere-Planer, der sonst für viel Geld entlassenen Managern und anderen hilft, beruflich wieder eine Spur zu finden. Hier gab er dem Vergnügen an der Unternehmung den Vorzug und unterstützte sie mit wichtigen Hinweisen, am wichtigsten die Bekräftigung: Es gibt eine wirkliche Sehnsucht nach diesen Autos, deren Nachfolger man sich in der Jugend nicht leisten konnte, es gibt ein Bedürfnis nach diesem anderen Lebensgefühl und dieser Art des Reisens – nicht nur bei Individualreisenden, sondern auch in den Unternehmenskulturen, in denen man händeringend nach ungewöhnlichen „Incentives“, also Belohnungen sucht. In der Tat: Wenn einer fährt und der andere mit dem Roadbook in der Hand den Weg weisen muss, dann kann das für den Zusammenhalt nur förderlich sein. Es muss ja nicht immer mit „Amore, Amore“ enden.

Text: Michael Jeismann

Foto: Wolfgang Wilhelm

24. November 2005

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